Auch von mir ein kleines Fazit selbst wenn es kaum möglich ist, alle Eindrücke in Worte zu fassen…
Julian und ich haben ja schon einige Touren gemeinsam erlebt, aber dies war die erste mit nur einem Auto (+Gästezimmer). Auch das funktioniert zwischen uns hervorragend und ich würde jederzeit wieder in dieser Konstellation losfahren - wenn es denn sein müsste… ich hoffe trotzdem dass der Kürbis bis zur nächsten Tour wieder von der Intensivstation kommt oder das blaue Elend entsprechend überarbeitet ist.
Die Menschen in Bosnien mit Worten zu beschreiben wird ihnen nicht gerecht… das muss man einfach erleben welche Bescheidenheit, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft in diesem Volk steckt. Es gibt wohl ein Sprichwort welches frei übersetzt bedeutet: “niemand muss frieren, niemand muss hungrig bleiben und jeder bekommt einen Platz zum Schlafen”. Und obwohl wir die Landessprache nicht sprechen, haben wir nicht einmal daran gedacht, technische Hilfen wie Google-translator oder ähnliches zu nutzen… ein paar Brocken Englisch, ein paar Brocken Deutsch, Hände, Füße… und notfalls greift ein Bosnier zum Handy und ruft jemanden an der dolmetschen kann. Wir haben auf diese Weise immer einen Schlafplatz - teilweise auf traumhaftem Privatgrund - Nachschub an Brennholz (sogar extra für uns gespalten) und alles was wir sonst brauchten, gefunden. Bezahlung (z.B. für Brennholz) haben wir uns nicht nehmen lassen, es hat aber mehrere Anläufe gebraucht bis es angenommen wurde. Eine Box Haribos für die Kinder wurde dagegen sehr gerne genommen. Jeder gibt und teilt was er hat… Bezahlung nebensächlich - und immer schwebte in unseren - im Vergleich privilegierten Köpfen - der Gedanke mit: “Versuch das mal bei uns…” - was in Bosnien selbstverständlich scheint, ist in unserer “zivilisierten” Welt eher die Ausnahme.
Dazu die Landschaft… die Bilder in diesem Beitrag können nur einen kurzen Ausschnitt dazu vermitteln. Wenn man bereit ist sich darauf einzulassen findet man weitestgehend unberührte Natur in vielen Ausprägungen… von tiefgrünen Mischwäldern bis kargem Bergland - völlig ohne Tourismus und jeder Waldarbeiter den man zufällig trifft hat einen freundlichen Gruß übrig… wer von Banja Luca nach Sarajevo oder Mostar will muss bereit sein auch längere Etappen auf Asphalt zu fahren. Das ist aber keineswegs langweilig wenn man ein offenes Auge für Land und Landschaft hat. Allein der Wechsel zwischen orthodoxen Kirchen und muslimischen Moscheen ist auch für einen “Ungläubigen” ein interessantes Wechselspiel.
Ja, auch Nachdenkliches gibt es… wenn man wie wir die Hauptverkehrsadern bestmöglich meidet, wird man auch mit den Überbleibseln des letzten Krieges konfrontiert. Leer stehende, zerstörte Häuser… ganze Siedlungen, die die Spuren des Krieges tragen und seit fast 30 Jahren verlassen sind… Handwerks- und Industrieeinrichtungen mit deutlichen Kampf und Verfallspuren - und als nächstes kommst du an einem Friedhof vorbei auf dessen Grabsteinen auch im Vorbeifahren die Todesjahre 1992-1995 in deutlicher Überzahl erkennbar sind… und man wird sich plötzlich bewusst dass jeder Bosnier, jede Bosnierin unserer Generation (um die 50) den Krieg am eigenen Leib erlebt hat und seine/ihre eigene Geschichte erzählen könnte…
Themenwechsel:
Offroad in Bosnien? Schon oft wurden wir gefragt was und wie wir da machen… prügeln wir mangels Verbotsschildern gnadenlos durchs Unterholz? Nein… definitiv und bitte nicht… wir sind meist auf kleinen und kleinsten Wegen unterwegs, und Straßenbau wie wir ihn in Mitteleuropa kennen ist in Bosnien außer auf den Hauptverkehrsrouten faktisch nicht existent. Kleine Dörfer werden durch einfache “Gravelroads” verbunden und selbst größere Verbindungsstraßen sind oft kaum mehr als 2-spurge Schotterstrecken in teils fragwürdigem Zustand (da kommt Westalpen-Feeling auf). Wege zwischen verlassenen Siedlungen werden seit 30 Jahren nicht mehr instandgehalten und befinden sich in einem entsprechenden Zustand über den sich bei uns viele “Offroad-Park-Fahrer” freuen würden. Ergänzt man das um die angelegten aber teilweise langjährig nicht mehr genutzten Wege von Land- und Forstwirtschaft, findet man hier alles - von Schlammschlacht bis Rockcrawling findet man an fast jeder Ecke “Sonderprüfungen” jeden Schwierigkeitsgrades… insbesondere wenn der gewählte Weg im Nichts endet und nochmal gemacht werden “darf”…
Offroad mit Anhänger? Geht das? Wenn du jemanden fragst, lautet die Antwort in den meisten Fällen “nein”! So eine Antwort ist für uns aber nicht akzeptabel. Wir wollten es selbst ”erfahren” und haben uns bestmöglich vorbereitet. Unser Trailer hat für bessere Stabilität 2 zusätzliche, mit der Achse verschraubte Rahmenlängsprofile (insgesamt 4) und die 235/70-16er ATs sorgen für gut 35cm Bodenfreiheit unter der Achse und “Lichtleiste”… mehr als der mit 315er KM3 bereifte Wrangler unter den Diffs hat (ca. 27cm). Da auch nach Ende der Reise keine Kontaktspuren an Rahmen, Achse und “Lichtleiste” zu finden sind, wohl ausreichend.
Die Auflaufeinrichtung sollte eigentlich noch vor der Reise über die Rahmenprofile verlegt werden was aber daran scheiterte dass ich keinen geraden 2”-Einschub mit Spannkeil gefunden habe. Statt dessen hat sich der sehr massive ”Abstellbügel“ für die Auflaufbremse geopfert, musste mehrfach per 5kg-Toyo-Repair-Kit
wieder in Form gebracht werden und hat nun wohl sein Lebensende erreicht… Zweck erfüllt - die Auflauf- und Bremseinrichtung hat es Schadenfrei nach Hause geschafft…
Ansonsten wollte nur eine Begrenzungsleuchte in den bosnischen Wälder bleiben und hat uns ohne Abmeldung verlassen… für den erlebten Spass ein vertretbarer Verlust…
Und… man sollte natürlich eine gewisse Routine beim Anhängerfahren mitbringen… insbesondere beim rückwärts rangieren. Wenn’s nicht weitergeht hänge ich halt ab und drehe den Anhänger per Hand, mag Mancher nun denken. Funktioniert sicher auch bei Grünschnittfahrten zum Recyclinghof… über Felsen, Im Schlamm an Steigungen und Gefällestrecken ist das aber keine so gute Idee und an Engstellen würde der Anhänger auch dem Zugfahrzeug den Weg verstellen. Jeder Anhänger reagiert zudem anders… ich habe die ersten 1-2 Tage zur Gewöhnung gebraucht, dann war mein Navigator/Einweiser mit der Ausführung seiner Befehle einverstanden und Korrekturen nur noch selten nötig…
Mein Fazit: eine Tour mit vielen Eindrücken…. Die Technik hat wie erwartet funktioniert… ich freue mich jetzt schon riesig auf Juli…
Fragen zur Tour, Streckenführung oder Ausrüstung? Immer her damit…
Viele Grüße und einen schönen Sonntag
Todi