StyrianMichael schrieb:
Wenns um Licht geht kanns nur Led sein...
Die Ausleuchtung bekommst sonst nicht hin...
Dass sich die Technik weiterentwickelt und wir in wenigen Jahren nur noch Fahrzeuge mit LED Scheinis im Schaufenster sehen, ist klar. Der Sprung von H4 auf LED ist in etwa so, wie von Bilux auf Halogen.
Aaabär:
Es wird gern vergessen, dass das eigentliche Wunderwerk nicht die LED sondern das Auge ist. Dieses hat die erstaunliche Gabe bei Dunkelheit empfindlichere Rezeptoren zu aktivieren, so daß wir auch nur bei wenig Licht sehen können. Allerdings ist das Auge (genau genommen das Gehirn) recht langsam in der Belichtungsanpassung. Insbesondere kommt dies bei starken Belichtungsunterschieden zum Tragen. Das Auge richtet sich stets nach dem hellsten Punkt aus, um Netzhautbeschädigungen zu vermeiden. Folglich schliesst sich bei Helligkeit die Pupille mehr um die stark lichtempfindlichen Rezeptoren zu schützen. Dunklere Bereiche im Sichtfeld werden somit gefühlt noch dunkler und dort befindliche Gegenstände noch schwerer erkennbar.
Das kann jeder leicht feststellen, wenn ihm mal ein Fahrzeug mit extrem hellen Licht oder falsch eingestellten Scheinwerfern nachts entgegen kommt. Anschliessend hat man erstmal das Gefühl für einige Zeit im Blindflug unterwegs zu sein.
Die Richtung der modernen Lichttechnik geht in die Richtung, die Fahrbahn möglichst Taghell auszuleuchten. Was hat das zur Folge? Das Auge gewöhnt sich an die gebotene Helligkeit und die dunklen Bereiche abseits der Strasse werden gefühlt noch dunkler. Es wird ein extremer Tunnelblick fokussiert.
Der Gesetzgeber hatte diesen Umstand mit Einführung der H4 vor Jahrzehnten bereits erkannt und zur Vorbeugung die maximal zulässige Lichtstärke begrenzt. Solange alle mit Halogen fuhren, hat sich niemand über schlechtes Licht beschwert. Auch bei DE-Scheinis mit Halogen war noch alles gut.
Die Probleme fingen mit der Einführung von Xenon in Oberklassefahrzeugen an. Diese wurden von den meisten Menschen als extrem blendend empfunden. Die Leute mit den dicken Autos interessierte es nicht, hauptsache sie hatten schickes helles Licht.
Dabei war bei der Einführung von Xenon der Gesetzgeber noch recht vorsichtig. Hat er doch Scheinwerferreinigungsanlagen und automatische Leuchtweitenregulierung als Bedingung für den Einsatz von Xenon gefordert.
Geholfen hat es wenig. Und jetzt kommts: Heute beschwert sich kaum noch jemand über die Blendung von Xenon. Auch nicht von LEDS obwohl die mittlerweile noch extremeres Licht machen als Xenon. Woran liegt´s? Waren die früher einfach nur schlechter eingestellt? Nun, ich bringe das unmittelbar in Verbindung mit dem Empfinden, dass Halogenlicht plötzlich als funzelig empfunden wird.
Die Antwort ist einfach: Gewöhnung!
Natürlich wird der Wert der maximal emittierten Lichtleistung nach wie vor gesetzlich eingehalten. Der Unterschied liegt jedoch in der Lichtfarbe, in der Fokussierung und der dauerhaften Maximalleistung.
Mit anderen Worten: Wir erziehen uns selbst dazu immer blinder zu werden! Für die völlig Blinden liegt die nächste Entwicklungsstufe der Lichttechnik schon in der Schublade: Laserlicht mit selektiver Fernlichtschaltung. Merkt ihr was? Fokussierung und dauerhafte Maximalleistung! Bei der selektiven Fernlichtschaltung (auch bereits bei LEDS möglich) wird mit Dauerfernlicht gefahren und nur der von einer Kamera erfasste Gegenverkehr wird im jeweiligen Lichtkegelbereich automatisch ausgeblendet. Eine direkte Blendung findet also nicht statt. Hingegen jedoch eine indirekte Blendung, wenn es plötzlich um einen herum taghell wird. Die indirekte Blendung wird jedoch bislang nicht berücksichtigt.
Die Eigenblendung durch LEDS ist bereits ein großes Thema in der Automobiltechnik. Durch die Gewöhnung an das taghelle Licht auf der Strasse, sind Kurven und Einmündungen schwerer erkennbar. Dem trägt die Technik durch Kurven- und Abbiegelicht Rechnung.
Ja, das ist schon alles toll, was die Technik kann. Aber man sollte die Entwicklung der mobilen Lichttechnik durchaus auch mal kritisch beäugen, bevor die Technikblindheit zur tatsächlich visuellen Blindheit führt.
Aber ich bin guter Dinge, dass sich das Thema mit den immer helleren Scheinis vermutlich langfristig von allein erledigt. Wenn das mal was wird mit dem autonomen fahren, wird man gar keine Scheinis mehr brauchen. Kameras können in ganz anderen Lichtbereichen sehen und dann können die Anwohner von kurvigen Strassen auch wieder ohne Rollos tief und fest schlafen.
Und die Passagiere auch!
Und bis dahin brauche ich keine LEDS. Denn mein H4-Licht ist seiner Zeit somit wieder weit voraus.
PS: Wenn ihr auf LED umbaut, werft die original Reflektoren nicht weg! Die werden noch mal Thema, wenn das H-Kennzeichen ansteht!