Servus zusammen,
ich bin gerade frisch aus Tunesien gekommen, in dem ich eine geführte Tour mit meinem JK (kurz) machen konnte. Da ich glaube das das für Umbauwillige interessant sein könnte, möchte ich mit euch meine Gedanken zu diesem Thema teilen. Es geht hier nicht um einen Erlebnisbericht über Land und Leute (da gibt es genug), sondern um die techn. Voraussetzungen die man mitbringen sollte und was man besser NICHT tun sollte.
Auto:
mein JK ist ein Benziner Automatik mit Pentastar in kurzer Ausführung, zweieinhalb Zoll OME Fahrwerk mit RR Front- und Smittybilt Heckbumper und Quicker Disconnects. Ausserdem wurde von mir noch ein Kompressor fest eingebaut (linkes Rücklicht). Reifen sind Toyo Open Country 285iger AT
Zubehör:
Es wurde ein Netz unter dem Dach des Hardtops montiert, das die Luftmatratzen und Schlafsäcke aufgenommen hat. Eine Schublade aus Multiplex wurde im Auto verbaut mit zusätzlichen Zurrschienen obendrauf - darauf kam eine Engel Kühlbox und die ganzen Taschen.
Der normale Wagenheber wurde gegen einen Luftsack von Horntools ausgetauscht. 3 Softschäkel und ein flexibles!!!! Seil von 9 Metern Länge war auch dabei. Ganz wichtig: eine Sandschaufel – das bedeutet eine LEICHTE Schaufel mit relativer großer Schaufelfläche. Spatenähnliche Werkzeuge aus Stahl (schwer) kann man zwar auch nehmen, aber spätestens wenn man mehrmals am Tag Sand bewegt wird man es bereuen. (Kurze) Sandbleche wären sinnvoll gewesen, aber da die anderen Teilnehmer welche hatten mussten wir keine mitnehmen.
Als Ersatzteile wurden mitgenommen:
5 Liter Motoröl
5 Liter Getriebeöl
3 Liter Differenzialöl
6 Zündkerzen
2 (verschiedene) vorgeformte Luftschläuche
Keilriemen
Werkzeug (Ring- und Maulschlüssel, Nusskasten, Schraubendreher)
Strecke:
Ca 1600km Autobahn bis Genua und zurück
Ca 1800km schlechter Asphalt mit Schlaglöchern, Schotter und Sand
Probleme:
Probleme der technischen Art hatten wir zum Glück keine, das Auto lief ohne Probleme. Auch die Hitze samt langsamer Fahrt mit Untersetzung machte ihm nichts aus. So habe ich auch zum ersten mal meinen Luftkühler vorne live hören können J
Das größte Problem war die geringe Zuladungsmöglichkeit des Fahrzeugs. Ich bin öfters hinten aufgesetzt. Meistens hinten rechts – die meisten Schlaglöcher sind auf der rechten Seite der Straße, da dort der Asphalt wegbrökelt. Einige Schuld dabei trifft wohl auch mich: Umbauten mit Stahlstoßstangen sind natürlich Gift wenn man auch noch schweres Zeug ins Auto lädt und dann ins Gelände will. Rein prinzipiell wäre es besser gewesen, wenn ich zumindest die Heckstoßstange gegen die Original Plastik zurückgebaut hätte (auf jeden Fall preisgünstiger als ein Austausch der Heckstoßdämpfer).
Das zweite Problem: geringe Reichweite. Ich hatte zwar zwei 10 Liter Ersatzkanister dabei (vorne auf der Stoßstange), allerdings ist das eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wenn man mit anderen Fahrzeugen (Diesel) mithalten möchte, müsste man MINDESTENS 40 Liter zusätzlich mitnehmen (was natürlich wieder die Zuladung verringert). Ein Diesel wäre dann wohl besser geeignet. Unser Guide hat sich allerdings darauf eingestellt und „tiefere“ Wüstenexkursionen vermieden, sodass ich ab und zu tanken fahren konnte
Erlebnisse auf der Piste:
Ein Jeep ist IMHO bestens geeignet für solche Fahrten: dank der 300PS gräbt er sich meistens durch (und natürlich auch manchmal ein). Der mitfahrende Landrover durfte dann auch öfters von mir aus Verlegenheiten gerettet werden, wo er mangels Schwung nicht weiterkam J
Von daher auch hier wieder: etwas Höherlegung zusammen mit passenden Reifen (am besten MTs) und angepasstem Luftdruck sind besser als eine Sperre.
Die Quicker habe ich am Anfang der Sandfahrten entfernt – und habe mich geärgert das ich das nicht schon viel früher gemacht hatte. Das hätte mir auch bei diversen Schlamm und Geröllfahrten (Bachbett) sehr geholfen. Fahrten auf der Straße sind auch noch sehr gut möglich (solange man nicht ZU schnell fährt) – vielleicht hat auch das hohe Gewicht des Fahrzeugs für ein komfortables Fahrverhalten gesorgt.
Was ich gelernt habe: bei Dünen ist es wichtig, mit genug Schwung auf dem Kamm zu kommen. Dummerweise hat mir die Automatik öfters einen Streich gespielt: sie schaltete einen Gang hoch und damit war es aus mit der notwendigen Geschwindigkeit/Drehmoment. Der Automatik hat aber so etwas sinnvolles wie eine Bergabfahrhilfe, die man auch zum Berghochfahren nutzen kann: die sollte maximal auf den zweiten Gang gestellt werden um ein hochschalten zu verhindern. Klingt trivial, aber es hat (zumindest bei mir) ewig gedauert bis ich darauf gekommen bin – und dann hat es viel geholfen.
Zusammengefasst: ein moderater Umbau mit den richtigen Modifikationen (bei denen man auch das Gewicht im Hinterkopf behalten sollte) sind besser.
Und eine Seilwinde braucht man bestimmt nicht in der Wüste.
Das war’s schon… Fragen gerne an mich.
Ciao
Indy