Es ist eine alte Weisheit, dass „die Dosis das Gift macht“. Und genau hier liegt das Problem. Der Wunsch nach Freiheit und Abenteuer wird angeheizt durch social media mit Selbstdarstellern, die uns zeigen, was für Kerle sie sind, sowie den Werbeversprechen der Händler von Offroadcampern nach grenzenloser Freiheit. Die Zulassungszahlen sprechen hier ihre eigene Sprache.
Zusätzlich schießen neue Messen aus dem Boden wie Adventure Allrad Tulln, die die Zielgruppe der abenteuerlustigen Overlander fest im Fokus hat. 4x4 ist ein „muss“ ohne das wenig geht und wer schon bereit ist, soviel Geld in das Hobby zu investieren, will schließlich auch einen Erlebniswert dagegenstellen können – was wir uns dann auf diversen social media Plattformen anschauen müssen. Overlanding oder Van-Life gehört heute zum festen Programm von vielbesuchten Web-Sites.
Nun ändern sich aber auch gerade die Rahmenbedingungen in Zeiten von Klimawandel, Umweltbewusstsein, Artensterben und der gefühlten Eigenverantwortung. Die kollektive Akzeptanz dieser Auswüchse des Overlanding, welche zunehmend in den Wahrnehmungshorizont der Öffentlichkeit geraten, schwindet.
Wieder einmal ist es die Masse, die die Gruppe der Overlander über den Wahrnehmungshorizont der Allgemeinheit hebt. Die Falle schnappt zu und es passiert, was passieren muß. Es gibt gesetzliche Einschränkungen, Strecken- und Fahrverbote und von jetzt auf nachher findet sich der abenteuerlustige Overlander abseits der legalen Wege wieder.
Nun bin ich ja auch ein begeisterter Overlander, selbst wenn man mich nicht auf social media Plattformen findet. OK – hin und wieder poste ich schon auch mal etwas in einem Forum, jedoch hält sich dies aus den o.g. Gründen in engen in Grenzen.
Meine Regeln sind dazu da, dass was wir haben, zu erhalten. Diese wären für mich:
- Ich bleibe mit meinem Fahrzeug immer auf den Wegen.
- Einen ökologischen Abdruck hinterlasse ich möglichst nicht, wenn ich weg bin, sieht es eher besser aus als ich gekommen bin. Wir nehmen alles mit und „kacken“ nicht hinter die Büsche.
- Meine Camp Spots poste ich nicht, maximal im persönlichen Gespräch teile ich diese
- Kein offenes Feuer in der Wildnis
- Keine anderen Beeinträchtigungen der Umwelt wie Musik oder starkes Licht, nachts gehört die Natur den Tieren.
- Mein Ziel ist es, wenn mach mich nicht direkt sucht, findet man mich nicht
- Wir respektieren die Natur und das, was da alles darin lebt und passen uns bestmöglich an
Ich bin sehr dankbar, dass es immer noch Möglichkeiten zu tollen Overlanding Erlebnissen gibt, bin mir aber ebenso bewusst, dass sich diese Möglichkeiten in den kommenden Jahren noch weiter einschränken werden. Auch im europäischen Ausland gibt es zunehmend Widerstand gehen geführte Reisegruppen, die im Konvoy durch die Landschaft pflügen. Keine Frage – das sind für die Teilnehmer tolle Erlebnisse, aber die Dosis macht es aus (Stau in den Westalpen
).
Es sind einfach Zweifel angebracht in einer Zeit, in der sich ein Umdenken zu den seitherigen Praktiken vermehrt aufdrängt.
Sicher bin ich als Overlander auch ein Teil des Problems und versuche daher, meinen Teil dazu beizutragen, damit wir uns das, was wir im Moment noch haben, für die Zukunft erhalten können. Ob dies gelingt ist ein Unterfangen mit unsicherem Ausgang - auf jeden Fall trage ich meinen Teil dazu bei.
Nachdenkliche Grüße
Irmin