WG 2.7 CRD Motoraussetzer in Teillast und Ausgehen im Leerlauf

[FabiAllgaeu]

Hallo ihr Jeepler,
da dies mein erster Beitrag hier ist, zunächst mal ein paar Worte zu mir und meinem Wagen:
Ich heiße Fabi, komme aus Kempten im Allgäu, habe u.a. mal Kfz-Mechatroniker gelernt und arbeite heute als Veranstalter von Outdoorerlebnissen. Diese Tatsache mit deren Erfordernissen (Waldwege, mittleres Gelände) führte mich zu unserer Marke und so bin ich seit Januar `16 begeisterter Besitzer eines Jeep WG 2.7 CRD (2003).
 
Nach einem spannenden, aber recht überschaubaren (Heizungsprobleme, festgesetzte Bremse, nasse Wählhebelplatine) ersten Jahr macht mein Granny nun Zicken die ich mir nicht erklären kann:
 
Angefangen hat alles vor 2 Monaten als ich bei gemütlicher Autobahnfahrt plötzlich leichte Ruckler/ Motoraussetzer bemerkte. Ich bin dann rausgefahren, hab den Motor abgestellt, wieder gestartet und er lief wieder ganz normal und ohne Zwischenfälle. 
Zwei Wochen später, wieder bei moderater Autobahnfahrt kamen wieder Ruckler/ Motoraussetzer (Diesmal aber deutlicher). Beim Abfahren bei niedrigerer Drehzahl schwankte die Drehzahl stark (Sägen) und der Motor hatte Mühe sich am laufen zu halten. Aber auch dieses Mal war das Problem mit einem Motorneustart verschwunden.
Nach zwei zwischenfallslosen Wochen versuchte ich morgens bei großer Kälte (-10 Grad) zu starten. Trotz mehrfachem Vorglühen und Spiel mit dem Gaspedal sprang er erst nach ca. 15 Orgelversuchen (immer sehr lang) an. Aber auch diesmal: Problem beim nächsten Kaltstart verschwunden. 
Brisant wurde die Sache, als er bei einer Landstraßenfahrt wieder Ruckler/ Motoraussetzer hatte (diesmal relativ stark) und bei niedriger Drehzahl und Geschwindigkeit (Anfahrt an rote Ampel) plötzlich ausging (Ohne Geräusche, als hätte man den Zündschlüssel gedreht). Erst nach mehrmaligem Orgeln sprang er wieder an, lief ca. 10 sek. normal und ging dann wieder plötzlich aus. Kurz danach versuchte ich erneut zu starten und siehe da: Problem wieder verschwunden.
Tags darauf habe ich, auf anraten meiner Jeep-Werkstatt, den Dieselfilter getauscht. Dann war für ca. 200km Ruhe.. doch dann, wieder auf der Landstraße: Ruckler/ Motoraussetzer und Ausgehen bei niedriger Geschwindigkeit/ Drehzahl.
 
Zusammengefasst: 

• sporadische Motoraussetzer im Teillastbereich (verschwinden beim Beschleunigen)
• sporadisches Ausgehen des Motors bei niedriger Drehzahl (Keine Geräusche oder Zuckler)
• sporadisch leicht unrunder Leerlauf, leichtes Drehzahl-Schwanken (Licht schwankt auch)
• kein Auflechten der MKL (auch nicht nach dem plötzliche Ausgehen)
• kein Fehlerspeichereintrag (JeepDiag)
• leichter Leistungsverlust (rede ich mir zumindest ein)
• Injektoren haben keine, von außen sichtbare, Verschlammungen/ Verkokungen/ Undichtigkeiten

 
Bisherige Maßnahmen: 
 

• Ersetzen des, optisch sehr alt aussehenden, Dieselfilters

 
Offene Fragen:
 

• Warum wird kein Fehler abgelegt obwohl der Motor offensichtlich aussetzt/ ausgeht?
• Warum tritt das Problem sporadisch auf, obwohl aufgrund des fehlenden Fehlerspeichereintrags auf einen mechanischen Defekt zu schließen ist?
• Was käme als Ursache (neben defekten Injektoren) in Frage?

 
Vielen Dank schonmal für eure Hilfe und schöne Grüße aus dem Allgäu,
 
Fabi

 

[Mik]

Hallo Fabi,

und erstmal welcome im JF.de :Wave:

Das ist ja mal die geballte Ladung - sehr lobenswert finde ich allerdings deine sehr detaillierte und aufgeräumte Problemschilderung!

Was mir jetzt zur späten Stunde spontan einfällt ist folgendes:
- da keine Fehlercodes abgelegt sind und die Aussetzer sporadisch auftreten tippe ich auf ein Masseproblem oder einen Kabelbruch.
--> kontrolliere mal den Kabelbaum, der unter dem Batterieträger über die Lenkstange führt, ob es da Schadstellen gibt.

Tritt die Symptomatik überwiegend in bzw. nach Kurvenfahrt auf?
Es kann auch sein, dass das Railsystem Luft zieht, aber bei mangelndem Raildruck würde eine Fehlermeldung hinterlegt sein.
Hast du mal mit der Schlüsselmethode versucht, die Fehlercodes abzufragen?
Wobei JeepDiag i.V.m. dem ELM327 diese ja verlässlich anzeigen sollte...

- die Kaltstartprobleme könnten bei 'extremen' Minusgraden auf sich verfestigenden Diesel zurückzuführen sein.
- evtl sind auch die Glühkerzen nicht mehr intakt
- ggf. mal einen Lecköltest der Injektoren durchführen, wobei der Motor bei einem Defekt dauerhaft unrund liefe und qualmen würde.

Mit ein bisschen Glück meldet sich Grannyguste zu Wort, sie ist die weltbeste Spezialistin für den 2.7er CRD.

Viel Glück
Mik

 

[FabiAllgaeu]

Hey Mik, 
 
dankeschön!
 
Das war ja tatsächlich eine ziemlich späte Stunde Hut ab und nochmals danke, dass du dich zu solchen Uhrzeiten noch mit meinen Problemen auseinandersetzt
 
War gerade unter der Motorhaube:

• Deinem Kabelbaum-Tipp werde ich noch heute Nachmittag folgen und mir die Sache mal anschauen. Hört sich aufjedenfall plausibel an.
• Einen Zusammenhang mit Kurvenfahrten konnte ich bisher nicht feststellen. Werde ich aber ebenfalls heute Nachmittag prüfen.
• Die Schlüsselmethode habe ich gerade eben versucht. Tatsächlich war ein Fehler hinterlegt: P0340 > Kurbelwinkelgeber richtig? Habe direkt danach auch nochmal über JeepDiag ausgelesen und auch dort wurde P0340 gemeldet. Nach dem Löschen und einem 5 minütigen Motorlauf blieb er allerdings verschwunden

 Mein weiterer Plan für heute Nachmittag (Neben Kabelbaum und Kurvenzusammenhang):

• Wechsel der Dieselleitung (A6110707032) und Ersetzen der Dichtringe durch die "guten Grünen"
• Kontaktspraybehandlung sämtlicher Stecker im Motorraum
• Leckölmengenmessung mit Schläuchen (https://www.youtube.com/watch?v=zr-rPfd8Qeo)
• Luftmassenmesser ausbauen und begutachten

Ich werde heute Abend berichten!
 
Viele Grüße, 
Fabi

 

[Mik]

Moin Fabi,

da hast dir aber viel vorgenommen für einen Nachmittag
Die von dir aufgezählten Punkte zu checken macht auf jeden Fall Sinn.

Der P0340 betrifft in der Tat den Nockenwellensensor bzw. Kurbelwinkelgeber.
Diese (und deren Steckverbindungen) auch mal prüfen u. ggf. erneuern.

Mik

 

[FabiAllgaeu]

Hier das Ergebnis meines Werkstatt-Nachmittags
 
Ich habe also zunächst einmal den Kabelbaum kontrolliert. Dort fiel mir nichts auffälliges auf.
Danach wechselte ich die Dieselleitung vom Filter zur Hochdruckpumpe. Hier war allerdings ziemlich viel auffällig: Beide Stecker waren schon sichtlich mitgenommen und ausgelutscht und der Stutzen des Steckers an der Hochdruckpumpe sogar gebrochen  Hier lag also wahrscheinlich die Fehlerursache Nr. 1.
 
Bei der Kontrolle des LMM musste ich feststellen, dass der dieser voller Öl war. Als ich mir Gedanken über die Ursache des Öls im Ansaugtrakts machte, erinnerte ich mich gleich an das, im Oktober dahingeschiedene, Kurbelgehäuseentlüftungsventil. Dieses sorgte damals für einen ölnassen Ansaugtrakt und Turbostutzen
Ich hab den LMM dann provisorisch mit Bremsenreiniger gereinigt und wieder eingebaut. Hier also Fehlerursache Nr. 2.
 
Danach hab ich noch alle Stecker im Motorraum mit Kontaktspray "behandelt", alles wieder zusammengebaut und einen Probelauf gewagt.. er läuft wieder wie am ersten Tag: Absolut runder Leerlauf und wieder merklich mehr Leistung! Den Leckölmengentest konnte ich mir also sparen 
 
Zusammengefasst kann ich nicht eindeutig ausmachen was genau letztendlich den Fehler verursacht hat. Wahrscheinlich war es also ein Zusammenspiel von:

1. Uralter Dieselfilter > durch neuen ersetzt
2. Defekte Dieselleitung und vorallem deren Stecker (Dieselfilter - Hochdruckpumpe) > durch neue ersetzt und mit grünen Dichtungsringen versehen
3. Ölnasser Luftmassenmesser (ausgelöst durch defektes Kurbelgehäuseentlüftungsventil) > provisorisch mit Bremsenreiniger gereinigt 

@Mik: Danke für deine Hilfe
 
Viele Grüße und gute Fahrt,
 
Fabi
 

 

[Mik]

Hi Fabi,

Glückwunsch zur gelungenen Reparatur und schön, dass dein Dicker wieder schnurrt wie er soll!
Und danke auch für dein Feedback - davon lebt das Forum und andere können von der Lösung profitieren.
Machen leider nicht immer alle so vorbildlich...

Mik

 

[emil77b]

Moin Fabi,
 
die Leitung vom Filter geht zur Niederdruckpumpe.
Ansonsten, alles gut gemacht, Glückwunsch 
 
Gruss Emil