TJ Kaufberatung
Vor 15 Jahren zwangsweise mit meinem Jeep aus Berlin nach
Ungarn ausgewandert, Ersatzteile sind hier so gut wie nicht zu bekommen - heimische Werkstätten überbieten sich in Ahnungslosigkeit. Meinen Jeep habe ich aus einer Erbmasse übernehmen
müssen - nur das vorweg damit kein falscher Eindruck entsteht. Diese Kaufberatung ist frei von Zweckoptimismus und spiegelt lediglich MEINE Erfahrungen nach 15 Jahren Jeep TJ wieder.
Bin kein Gelände-Fahrer und mag den Jeep allein wegen der Form und der puristischen Anmutung.
UND um es gleich zu sagen: Ich halte den
Wrangler TJ weder für praktisch noch in irgendeiner Weise für ein Auto, was dem technischen Standard eines
neuen Jahrtausends entspricht. Angefangen von den zweifelhaft verlegten Ölkühlerleitungen, unisolierten Benzinleitungen, Hardtop undicht, dem Kabelwirrwarr etc. entbieten sich schon auf den ersten Blick erhebliche Konstruktions- und Designfehler und eine allgemein erstaunlich schlampige Ausführung. Das sieht für mich immer so aus, als habe das mein Grossvater in einer Pause an der russischen Front aus dem zusammengeklempnert was gerade so da war.
Ich werde wohl keinen TJ-Freund beleidigen in dem Wissen das wohl schon jeder TJ Besitzer diese Gedanken selbst gehegt und (gepflegt) hat.
Einen Jeep TJ zu fahren ist eine
"einzigartige" Erfahrung. Der 100%-ige Hinguckfaktor ist Dir sicher - zumal mit Chrom und in Forrest Green - zumal in Zeiten, in denen jeder Depp/Zuhälter/Drecksack einen Porsche oder Dodge Ram fährt. Das ist nichts mehr auffälliges - zu viele davon sind schon völlig überflüssigerweise auf der Strasse.
UND bevor sich Jeep-Fanatiker auf den Schlips getreten fühlen - dann bitte HIER aufhören zu lesen. ...........................
NEIN - ich würde mir dieses Auto nicht noch einmal kaufen wollen -
SEI DENN (und diese Liste sollte von einem künftigem TJ-ler sorgsam beachtet werden):
- eigene Garage oder einen Unterstellplatz ist vorhanden, an dem sich kleinere und mittlere Arbeiten selbst ausführen lassen - Grube ist gut muss aber nicht sein
- es gibt einen zuverlässigen und
kompetenten Ersatzteileshop in der Nähe - und damit meine ich
nicht das Internet !
- ein zweiter Wagen für alltags steht fahrbereit in der Hinterhand - Reparaturen am TJ können dauern
- Geld ist genug vorhanden - Originalersatzteile von Mopar gehen ins Geld - auf preiswerte Aftermarket-Produkte wie Crown etc. gleich verzichten
- ausreichend Zeit und Mut zum Schrauben ist vorhanden
- der TJ wird
nicht für den Alltagsbetrieb verwendet - dazu ist er zu teuer, tankt zu viel, zu anfällig und zu unpraktisch - Fahrten unter 40 km am Stück machen mit der 4 Liter Maschine nicht viel Sinn - es braucht 20 Minuten bis die Öle Betriebstemperatur haben. Was DC dazu sagt bzw. was im Handbuch steht ist mir völlig egal - da zählen ausschließlich meine Erfahrungen
- ab der ersten Minute wird fleißig Unterboden-Vorsorge getroffen - die Rahmen müssen unbedingt von innen versiegelt werden - Tipps dazu gibt es hier im Forum
Unterbodenschutz
- es ist gewährleistet, das der TJ nicht jeden Tag draußen steht - für mitteleuropäisch nasskaltes Wetter ist der TJ einfach nicht gebaut
Alles in allem - ein Auto mit extrem hohem Wiedererkennungsfaktor (Design und Sound) aber der wird tagtäglich aufs Neue schwer erkauft - und das bitte wörtlich nehmen, denn mit einem Stadtverbrauch von 17 Litern ist die Tankstelle Deine zweite Homebase. Ich möchte künftige TJ-ler davor bewahren ohne bis zur letzten Konsequenz nachzudenken - wie ich seinerzeit - ein Auto zu übernehmen, von dem ich mal lieber die Finger gelassen hätte. Bis 150.000 km ist alles noch ganz lustig (und Mann/Frau ist bereit den sogenannten RETRO-CHARME und die damit kaschierten Konstruktionsmängel zu ertragen) - aber ab 200.000 km wird es dann ärgerlich und kostet richtig Geld - ich warte jeden Tag darauf, was als Nächstes abfällt bzw. den Dienst quittiert. Leider ist mein Jeep auf Kurzstrecke und täglich im Einsatz.
UND bevor sich Offroader jetzt an meiner Meinung emporschwingen: GANZ KLAR - OFFROAD interessiert mich nicht und ich glaube kaum, das ein Serien Jeep TJ sich als Offroader eignet - alle Dokumentationen, die ich in diesem Zusammenhang gelesen und gesehen habe, machen erhebliche Modifikationen nötig - Trail-Fahrwerke, andere Federn, Unterbodenschutzplatten, Rammbügel etc.
Jeep Wrangler TJ 4.0 Sahara, Forrest Green, 230.000 km
Baujahr: 04/1999
TRANSMISSION - 3-SPD. AUTOMATIC, 32RH (DGG)
Maschine: 4.0L POWER TECH I-6 (ERH)
gebaut in Toledo Ohio
Reparaturen in den letzten 10 Jahren (nur grössere Sachen):
- Froststopfen Motor verrostet - Tausch gegen Messing Froststopfen
- Rahmen beidseitig an Kabinenaufnahme durchgerostet - Schweissarbeiten
- Generator neu
- Wasserpumpe neu
- Kühler Tausch (mittlerweile der 4.)
- Bremstrommeln hinten und Scheibenbremse vorn
- Längslenker hinten neu
- Leerlaufstellmotor neu (mittlerweile der 3.)
- MAP - Sensor neu
- Kühlwasser Thermostat 2x neu
- Bremsleitungen hinten neu
- Querlenker vorn neu
- VTG neue Dichtungen
- Kurbelwellendichtung vorn
- sämtliche Umlenkrollen im Keilriemenumlauf neu
- Umlenkrolle Klimakompressor neu
- Klimakompressor wurde stillgelegt und entlüftet da schon lange ohne Funktion
- Heizungsradiator durchgerostet - stillgelegt, Bypass
- Auspufftopf neu, Auspuffhalterung geschweisst
- Federteller hinten beidseits durchgerostet - geschweisst
- Frontscheibe 4x neu
Die besten Grüsse aus Ungarn
Euer Edgar
(und Kater August auf dem Rad sitzend)