Über den Mallemort hatte ich schon kurz berichtet, aber diesmal geht’s bis zum oberen Fort auf der Tête de Viraysse.
Der Col de Mallemort (2558m) ist eine meiner Lieblingsstrecken in den Alpen, weil er alles bietet, was Offroad-Wege interessant machen. Wilde Natur, minimalistische Streckenführung und fast völlige Einsamkeit. Er ist in den französischen Alpen (Dauphine) in der Nähe von Meyronnes gelegen und gut mit anderen Pässen kombinierbar (Maira-Stura, Parpaillon etc.). Letztes Jahr bin ich ihn im August und im Oktober gefahren. Im August begegneten wir nur ein anderes Fahrzeug, im Oktober war ich der Einzige oben bei den verfallenen Kasernen. Die Strecke ist meist ziemlich menschenleer und auch nicht ganz ohne. Manche bezeichnen ihn sogar als recht anspruchsvoll, weil man in den Kurven öfter mal zurücksetzen muss.
Als wir im letzten August oben am Fort ankamen, hatte mein Beifahrer noch gemeint, dass die Strecke vor 4 Jahren scheinbar viel einfacher zu fahren war als diesmal. Und dass eventuell der JK vielleicht doch noch etwas besser im Gelände war als der neue JL. Bis ich ihn informierte, dass wir die ganze Zeit ohne Allrad unterwegs waren und ich den gesamten Anstieg nur mit Hinterradantrieb machen wollte. Es geht tatsächlich, man kommt auch ohne Allrad hoch!
Wenn man im unteren bewaldeten Teil den Lack schonen möchte, empfiehlt es sich, eine Heckenschere oder ein Fichtenmoped (
@Todi: sowas hat man sowieso immer im Kofferraum, gell
) dabei zu haben.
Im Oktober kam ich erst kurz vor Sonnenuntergang am Fort oben an und beschloss, dort zu übernachten und am nächsten Morgen mit dem Licht der aufgehenden Sonne die knappe halbe Stunde zur oberen Festung an der Tête de Viraysse (2765m) hoch zu wandern. Es sollte kein Fehler sein, das Erlebnis war großartig. Ein paar Bilder…
Die letzten Kehren vor dem großen Fort am Col de Mallemort, die Tête de Viraysse mit dem oberen Fort im Abendlicht.
Der Weg zur oberen Festung ist aufgrund fehlender Breite mit dem Jeep nicht fahrbar.
Die Berge werden von der schräg stehenden Sonne angestrahlt, unten im Schatten das Fort am Col de Mallemort
Frühmorgens nach eisiger Oktobernacht ging es hoch zum Fort de Viraysse. Der schwarze Punkt am Bild rechts neben dem Fort ist der Jeep. Auch zu Fuß sollte man einigermaßen trittsicher und schwindelfrei sein, in den vergangenen Jahren hatte ich aber auch schon viele Mountainbiker runterfahren und sogar Leichtmotorräder hochstechen sehen, die dann auch noch die Serpentinen abkürzten und quer durch den Steilhang balancierten. Über die Folgen eines Fahrfehlers in der steilen Bergflanke möchte man besser nicht nachdenken.
Oben am Gipfelfort an der Tete de Viraysse fühlt man sich nicht sehr willkommen, man steht vor diesem Tor.
Von der Vogelperspektive aus wirkt die Festung ein bisschen wie entzaubert und man denkt eigentlich, dass man über den Steilhang links hoch käme. Es versperren aber Unmengen von rostigem Stacheldraht den Zugang auf das Dach der Anlage. Eine private Gesellschaft kümmert sich um die Erhaltung dieser Kulturdenkmäler.
Kurz nach Sonnenaufgang sind die Kontraste besonders stark. Direkt oberhalb des Gipfelforts im Schatten erkennt man die Umrisse der Kaserne (unteres Fort) am Col de Mallemort.
Alles da, Feuerstelle, großer Parkplatz (es gibt noch einen weiteren schönen Platz versteckt hinter dem Fort, aber da muss man erst mal 60% Gefälle runter und beim Zurückfahren wieder rauf).
Übrigens braucht man zum Wegfahren von diesem schönen ebenen Platz nicht einmal Rückwärtsfahren können, man kann auch einfach gerade nach vorne runter…
Das war am Abend beim Hochfahren, wo Mirkos rosa Ente Nehmerqualitäten bewies und beim „Spielen“ sogar bei über 80% Steigung auf dem Armaturenbrett ihren Platz behielt.
Nebenbei ein kleiner Hinweis zur Neigungsanzeige: Wer draufsieht und denkt, es sind ja eh nur 35° (also 70% Steigung) auf der Anzeige, der kann auch richtig falsch damit liegen, wenn er nicht ständig das Gerät und das Gelände beobachtet. Der Neigungsmesser im Jeep mag einfach nicht mehr anzeigen, obwohl man möglicherweise schon 40 oder 45° Längsneigung erreicht hat. Das Gleiche passiert übrigens auch bei der Querneigung, wo die Anzeige bei 25° Schräglage ihren Maximalwert anzeigt. Fährt man mit noch mehr Schräglage, bleibt die Anzeige wie bei der Längsneigung einfach bei 25° stehen. Es gehen auf griffigem Fels auch über 100% Steigung und ca. 30-31° sehr langsame Schrägfahrt. Bitte nicht ausprobieren ! Eigentlich hätte man einen akustischen oder optischen Hinweis beim Überschreiten der maximalen Anzeigewerte erwartet, aber die Software-Entwickler denken sich bestimmt, dass alle Leute, die in diese Bereiche kommen, schon wissen werden, was sie da tun…
Die Fahrspur ist recht schmal, hängt etwas zur Seite und ist zum Teil schon etwas abgerutscht, die Kurven sind eng, alles wie für den Jeep gemacht…