SnowCamou
Member
Threadstarter
Karpatenpanorama vom Mt. Hoverla
Hallo Leuts,
zusammen mit einem Freund hatte ich das Problem: "Urlaub! - Was nun?" Da Ballermann oder das berüchtigte Lloret de Mar nun so gar nicht unser Fall sind, kam Island näher in Betracht oder ein paar Bertouren mal außerhalb der Alpen. Für Island reichte das Geld noch nicht ganz, also warum nicht mal Karpaten? Da waren wir noch nie. Planung: 10 Tage, 2500 km, Wanderungen auch zu Fuß und der WK möchte auch mal artgerecht bewegt werden (was er dann auch sollte...)
Die Stationen:
- Krakau mit Auschwitz
- Hohe Tatra
- Ukrainische Karpaten
- Rumänien (Maramures)
- Budapest zum entspannen
- und zurück nach München
Krakau ist allein schon eine Reise wert, aber jeeptechnisch gibt es da halt nix zu berichten. Fahrtechnisch interessant wurde es dann nach dem Slovakisch-Ukrainischen Grenzübertritt!
Entlang der Theiß ging es erst mal zum Mittelpunkt Europas, wie er von österreichischen Eisenbahningenieuren 1877 (damals war die Gegend habsburgisch) bei Bauarbeiten errechnet wurde. Also nix mit Osteuropa-Tour! Die Straßen sind - nunja - interessant. Schlaglöcher in der Art, daß die Federung des Grand Cherokee, wenn man nicht aufpaßte, bei 40 km/h bis zum Anschlag durchknallte. Da verstanden wir, daß die Ukrainer(innen) einem mit ihren Ladas manchmal auf "unserer" Straßenseite entgegenkamen. Schlaglochgruppen muß man weiträumig umfahren...
Meinereiner in Mitteleuropa
Untergebracht waren wir in Rakhiv. Die Herberge "Smerekova Hata" schaut im Umfeld nicht so beeindruckend aus, ist aber wirklich gemütlich, sauber und einfach eine tolle Herberge.
Da wir auf den Mt. Hoverla (2061 m, höchster Berg der Ukraine) wollten, empfahl Vasyl, der Inhaber, uns einen Ranger zur ortskundigen Führung. Mit ihm konnten wir nicht nur legal die Waldwege in einem der letzten echten Urwälder Europas befahren, sondern dem Gipfel motorisiert so nahe kommen, daß nur noch 400 Höhenmeter zu Fuß zu bewältigen waren. Der Weg ist schon ein Erlebnis, das den Granny stellenweise an den Rande seiner Bodenfreiheit brachte ;-)
Für die Tour, die fast einen ganzen Tag dauerte, verlangte der Ranger gerade mal (umgerechnet) 15,- €. Das sind Verhälnisse! Und 1,- € für einen Liter Eurosuper sind auch nicht zu verachten!
Was mäkeln eigentlich die Leute an dem Zustand deutscher Brücken rum? Das ist in den Waldkarpaten eine Brücke für Autos, für Fußgänger gibt's (kein Witz) oft Seil-Hängebrücken
Nach einer ausgiebigen Wäsche war das Jeepchen dann von Schlamm und verhakten Ästen befreit. Trotz einiger recht geräuschvoller Grundberührungen, als ich trotz Gas und Gegenlenken in die tief ausgewaschene Fahrspur rutschte, sind unter dem Wagen keine Beulen oder nennenswerte Kratzer zu sehen. Naja, die Goodyear Wrangler HP sind halt doch 80% Straßenreifen wie der Hersteller richtig feststellt.
Zum Ausspannen gönnten wir uns auf dem Rückweg noch zwei Tage Budapest mit Stadtbummel und wieder westeuropäischen Preisen (z.B. 65,- € allein für zwei Nächte parken in einer Tiefgarage). Aber man fühlt sich halt wie in Wien
Mein Convector Steven vor dem Café Ruszwurm in Budapest
Alles in Allem kann ich sagen, daß das mal ein richtig anderer Urlaub war. Den (relativen) westeuropäischen Luxus habe ich schon nach zwei Tagen Ukraine nicht mehr vermißt und trotz aller Warnungen haben wir uns nirgendwo auch nur eine Sekunde unsicher gefühlt. Die Menschen sind sehr freundlich und offen und mit "Händen und Füßen" kann man sich besser verständigen als man auf der deutschen Couch vielleicht glaubt.
Ciao & LG,
Rüdiger