Dabei fing die Reise an wie die letzte Reise nach Moab, nur noch schlimmer.
Kurz zuvor Flug gestrichen, die Alternative war mit Umsteigen über Frankfurt, völlig krank abgeflogen, Ankunft in Denver 18:00, Mietwagen holen, Fahrt nach Moab bis früh um 1:00, Aufstehen um 5:00, Einkaufen um 6:00 beim Supermarkt (vor allem Taschentücher – dort gibt es keine Tempos, sondern nur so ein Gelumpe), 7:00 Registrierung an der Old Spanish Trail Arena und um 7:30 am Trail-Treffpunkt stehen.
„The adventure begins“ steht ja in Moab schon am Ortsschild. Danke, reicht schon bis hierher.
Zum Glück hatten wir am Sonntag „nur“ den Poison Spider gebucht, den ich zum 10. Mal befahren wollte, diesmal in der Gruppe im Rahmen einer von den Red Rock 4-Wheelers geführten Tour. Mal etwas komplett Neues, sowas hatte ich noch nie gemacht, aber weil der Junior ja Englisch sprechen sollte, war so ein gemeinsames Ereignis mit lauter wilden Jeepern genau richtig.
Die
Red Rock 4-wheelers sind der örtliche Jeep Club, der alljährlich die Easter Jeep Safari jeweils in der Woche vor Ostern organisiert, diesmal zum 59. Mal.
Dort werden auf ca. 45 verschiedenen Trails geführte Touren in allen Schwierigkeitsgraden von 2 bis 9 angeboten, die von den Mitgliedern des Clubs geführt werden. Schwierigkeitsgrad 2 sind sowas wie die Westalpenstraßen. Die Gruppengröße liegt bei 20 bis 35 Fahrzeugen.
Wobei die weniger bekannten Trails in der Regel nur 1-2x pro Woche befahren werden und die bekannteren wie Fins and Things (4), Sevenmile Rim (4) oder Hell’s Revenge (eine leichte 6) zum Teil 2x täglich.
Die schwierigsten Trails wie Pritchett Canyon (9) oder Cliffhanger (8) werden in der ganzen Woche nur 3x befahren mit je max. 20 Fahrzeugen. Es sind also nur ganz wenige Fahrzeuge, die diese extrem schwierigen Trails überhaupt fahren.
Es gibt pro Tour jeweils einen Trail Leader und dann noch 3-6 Trail Helpers, die alle Teilnehmer genau beobachten und bei Hindernissen sehr gerne spotten und helfen, dass jeder gut und sicher hoch- und wieder runterkommt.
Wobei ich selbst ja nichts mehr „dick habe“ als gespottet zu werden, fürchterlich !
Auf den 4 schwierigeren Trails (6-7), die wir gebucht hatten, waren wir stets die einzigen Europäer, sonst nur Amerikaner oder Kanadier.
Zu Beginn jedes Trails erzählt der Trail Leader etwas über den Trail, über das Verhalten am Trail, die allgemeinen Regeln zu Sauberkeit und Vernunft und wünscht allen Teilnehmern viel Spaß.
Junior wollte, dass wir hinter seinem Jeep-Favoriten, einem JLU 392 mit getuntem Motor und 42“ Reifen her fuhren, weil er den Sound so mag, wenn der mal Gas gibt. Der Besitzer war mit seiner Frau unterwegs und erzählte uns Einiges über seinen Umbau, Poison Spider (6) war sein Start, dann Kane Creek (7) und zum Ende der EJS hatte er den Pritchett Canyon (9) gebucht.
Er fuhr auch öfter mal die „harder option“ bei den Hindernissen, ließ aber einige aus. So auch die steile Rinne, die bei der „Erkundungstour“ nur Roland alias
@MARB0911 als einziger freiwillig hochgefahren war.
Respekt Roland!
Denn auch hier nahmen fast alle die Umfahrung, aber da ich die Rinne früher schon mehrfach gefahren war, fuhr ich einigermaßen zügig darauf zu. Der dort platzierte Einweiser deutete mir mit beiden Händen stark beschwichtigend an, langsam zu fahren, aber ich sah beim zügigen Hochfahren nur noch aus dem Augenwinkel, wie er beide Hände hochriss und da war ich schon oben. Auf mein „where’s the problem?“ aus dem Fenster hörte ich nur „you are successful, there is no problem”. Die Amerikaner sind meist recht entspannt.
Es ist schon ziemlich zeitraubend, eine Gruppe von 30 Fahrzeugen den Poison Spider sicher hoch und wieder runterzubringen und obwohl wir die eigentlichen Highlights des Trails, den Portal Overlook und den River Overlook komplett ausließen, waren wir erst am späten Nachmittag wieder unten am Colorado River. Also lange nicht das Tempo, das die „DACH“-Region-Expeditionstour im Herbst vorlegte.
Nur einmal vor einer schönen Sandpiste blieb unser Vorfahrer, der 392er etwas länger stehen und ich ahnte schon, was er vorhatte. Als er lospreschte und durch die Sandkurven driftete, war ich schon vorbereitet. Später, als wir mal wieder standen, erzählte mir dann seine Frau, dass ihr Mann gerne mal schnell fährt und nach der 2. Kurve zu ihr sagte „he’s right behind us“. Als ich ihr verriet, dass unser Auto ja nur ein Leihjeep mit einem 2 Liter Motor ist, meinte sie nur, das erzählt sie ihm jetzt lieber nicht.
Dazwischen hatten wir Spass, als wir einigen weniger erfahrenen Jeepern bei den besonders steilen Spielgeländen etwas Mut machen konnten und am Ende tatsächlich einige Autos die 48° geschafft hatten.
Mehrere Fahrzeuge waren trotz vielfacher Versuche auch gescheitert.
Am Ende haben wir dann noch in der Stadt William von Karnage Jeep mit seinem Freund Marvin von „Hell and back adventures“ getroffen und kurz geratscht, die Peck Brothers vorbeifahren sehen und am Ende noch hervorragende smoked ribs im Spitfire Smokehouse gegessen.
Die RPM-Party (steering and supension) mussten wir leider nach kurzer Zeit wieder verlassen, da Junior noch nicht 21 Jahre alt war. Wir hatten auch so unseren Spaß und konnten viel über Jeeps plaudern.
Junior sagte mir schon recht deutlich, dass er mal (anders als der Papa) selbst schrauben will und nicht nur schrauben lassen möchte. Das ist doch eine Ansage.
Danke für das Bild, ich kriege halt den Tunnelblick, wenn ich am Steuer sitze, speziell in Moab.

Wenn Du Beifahrer warst, ist Dein Sohn gefahren? Fand er super, oder?
Ja, fand er. Hat schon knapp 200 Meilen Moab-Trails hinter sich. Muss ihn nur immer zurückpfeifen, wenn er wieder mal den Vordermann "jagen" will.
Ohne mich, solange da noch diese Regierung regiert. Keine Lust auf Abschiebeknast.
Hatte das Politische auch erst überbewertet. Bei den Jeepern wurde nie über Politik gesprochen und auch bei der Einreise sind die Officers ganz locker. Das letzte Mal wurden alle genau gefilzt und ich stellte mich auch auf eine intensive Kontrolle ein, da lacht mich der Polizist an und sagt: "Max is back, enjoy heat !". Fand ich nett.
.. in mir steigt der Drang wieder nach Moab zu fahren mit jedem Tag...
Setze Dich in den Flieger und tu es einfach.
So ging's bei mir auch los.
Frag einfach, wer mitfährt, da finden sich bestimmt welche und wenn ich's mir einrichten kann, flieg ich mit.