Liebe Wranglergemeinde, eine kleine, grosse Geschichte zum Lenkgetriebe.
Ich habe in den letzten 30 Jahren an 8 Autos, 3 Motorrädern und einem Quad so ziemlich alles selber geschraubt und erledigt. An ganze 8 Werkstattbesuche kann ich mich erinnern als ich nicht weiterkam. Letzte Woche war mein neunter. Ausgangspunkt war, die 2 Jahre Garantie vom JL sind Anfang Januar abgelaufen, die gesammelten Werke des letzten Jahres mussten verbaut und erledigt werden. Die Kiste war gut gefüllt.
Und jetzt nur zum Thema Lenkgetriebe.
Seitdem im vergangenen Jahr das erste TSB dafür rauskam bin ich am Ball geblieben und habe im September 2020 darauf hingewiesen innerhalb der Garantiezeit einen Antrag zu stellen es aber nicht sofort erledigt werden soll. Alles fuhr geradeaus, keine nennenswerten Probleme, eigentlich bin ich der „never change a running system“ Typ. Was ich nicht so toll fand war das schwammige Gefühl und das doch sehr grosse Lenkungsspiel. Hatte mich aber daran gewöhnt und ein Wrangler fährt nunmal anders als ein X5. Einerseits bin ich ganz auf der Seite vom Kollegen Junglöwe (wichtig ist es erstmal für Kunden die ernsthafte Probleme damit haben) andererseits weiss ich je länger man wartet um so eher sind die ersten Probleme oder eventuelle “verschlimmbesserungen“ beseitig. Wir haben dann noch des öfteren in den versteckten tiefen des FCA Servers gegraben um rauszubekommen warum und wieso und vor allen Dingen was geändert wurde. Irgendwas muss ja dran sein, es gab aber nie einen offiziellen Rückruf bis jetzt. Dann die Entscheidung getroffen das es nicht verkehrt ist das neue Bauteil auszuprobieren.
In Hinblick auf ein entspanntes bearbeiten und Vermeidung von Stress (ich möchte auch das es meiner Werkstatt gut geht) habe ich es an einem Donnerstag im Januar auf den Hof gestellt und gesagt ich hole es eine Woche später wieder ab. Das haben die wohl nicht so ganz verstanden. Freitag erster Anruf, 42iger Schlüssel fehlt, habe freundlich gesagt das ich darauf hingewiesen habe und Angeboten das ich einen Vorbeibringe. Montag zweiter Anruf wegen dem Öl, hatte vorher gesagt welches ich wollte, nein das hatte ich dann doch nicht Zuhause, aber zwei Tage später. Dienstag dritter Anruf, ich dachte jetzt kommt es das die Schrauben falsch sind, aber nein es wurde nur gesagt, alles da übermorgen ist er fertig. Nochmal darauf hingewiesen das ich Wert darauf lege wenn ich geradeaus fahre auch das Lenkrad gerade aus steht, Antwort - Na klar ist doch selbstverständlich. Eine Achsvermessung ist wie Ray weiter oben schon trefflich schrieb eigentlich überflüssig aus genannten Gründen und auch nicht vorgesehen.
Da ich von Haus aus tiefenentspannt bin und mich garnicht’s aus der Ruhe bringt, dache ich so bei mir, alles so gelaufen wie erwartet, toll.
Abgeholt, abends im dunkeln, draussen Sturm und Regen. Das erste Gefühl der Lenkung, deutlich straffer, nicht mehr schwammig, kein übermässiges Spiel, keine Vibrationen - Alles richtig gemacht, es hat sich gelohnt für mich. Was mir natürlich sofort aufgefallen ist, das Lenkrad steht beim geradeausfahren nicht geradeaus. Zustand Bild unten. Egal, wie war das doch gleich, Schubstangenkopf eine Umdrehung reindrehen oder rausdrehen (fällt mir morgen wieder ein), Sichern, Probefahren, das ganze bis es perfekt passt. Mach ich morgen selber, hab ich Spass dran.
Am nächsten Morgen mit einem heissen Käffchen in meiner Werkelbude alles mal begutachtet und für gut befunden bis ich mich unter’s Auto gelegt habe um zu Schecken was meine Schubstange und der Schubstangenkopf so machen. Erstmal festgestellt das es neben dem neuen Lenkgetriebe auch noch einen neuen Panhardstab gab, ist wohl seit der neuesten überarbeiteten TSB Version so. Dann bin ich vom Glauben abgefallen. Bilder unten sagen mehr als tausend Worte. Egal warum und wieso , so geht’s nicht, es sei denn das Teil wird ausgebaut um es danach wegzuwerfen. Ist aber nicht vorgesehen im TSB es zu tauschen, also muss man es ordentlich behandeln. Der Hammer hat sein Werk getan, die Manschette ist auch im Eimer (passt zum Bild einer abgerutschten Wasserpumpenzange) die Gewindehülse aus Alu im inneren der Schubstange sieht ganz schön ausgegnabbelt aus und mir fallen beim dranrumpolken etliche kleine Gewindgänge entgegen. Was machen ? Punktum ins Auto gesetzt und dem Meister einen Überraschungsbesuch abgestattet. Freundlich und ohne Aufregung (so kennen die mich auch) zwei Bilder gezeigt und den Gesichtsausdruck und die Reaktion abgewartet. Ich glaube er wollte mich fragen „Wo darf ich mich begraben“. Von mir gab es nur einen Satz: „Wir machen jetzt den Teilekatalog auf und ich lege mir mal in den Warenkorb was ich für richtig halte“. Danach gab’s noch ein paar Erklärungen in beiderseitigem Einverständnis was die Kurz und Langzeitfolgen für mich sein könnten. Ergebnis sind jetzt Neuteile im Wert von ca. 970 Euro, die irgendwann früher oder später an mir hängengeblieben wären.
Ich mutmaße mal, der Mechaniker hatte einen schlechten Tag, Kopfweh, es war 5 Minuten vor Feierabend und seine Brille hatte er auch nicht auf. Die Endkontrolle vom Meister hat versagt, weil Mutti schon angerufen hat und das warme Essen auf dem Tisch steht. Fehler dürfen gemacht werden um daraus zu lernen, es sollte aber nicht passieren dem Kunden freudestrahlend so ein Fahrzeug zu übergeben.
Wann mein zehnter Werkstattbesuch ist weiss ich jetzt schon, über einen elften muss ich nochmal gründlich nachdenken. Aber es gibt schlimmeres im Leben und ich gebe das Vertrauen in die Menschheit nicht auf und jeder soll seine zweite Chance bekommen. Es zeigt aber wieder: Vertrauen ist gut Kontrolle ist besser, denn eigentlich komme ich mit dehnen super aus, war bisher immer ein nehmen und geben. Und NEIN ich nenne keine Namen. Es war eine kleine, grosse Geschichte und ich nehme es mit Humor.
Liebe Mod’s bitte haut mich nicht wieder für den langen Text, Humor ist wenn man trotzdem lacht.