Felgen montieren mit oder ohne Fett?

Diskutiere Felgen montieren mit oder ohne Fett? im Reifen und Felgen Forum im Bereich Jeep Modelle & Technik; Das mit dem Drehmoment ist nicht ganz richtig… wie Clonecommandercody schon schrieb - der Drehmomentschlüssel knackt bei zB eingestellten 120 Nm -...
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Headman

Headman

4x4 Bembel
Mitglied seit
18.09.2014
Beiträge
2.914
Danke
4.335
Standort
Rhein-Main
Hmmmm. Drehmoment ist Drehmoment, egal obs flutscht oder nicht, fester als eingestellt wird nicht angezogen.
Es gibt auch Vorgaben daß Fett auf eine Schraube, Mutter soll, eben weil sich das anzuziehende Teil besser setzt........
Ansonsten halte ich das wie Ivo, sorry.
Ich sprühe immer etwas HKS ( Motorradkettenspray) auf Nabe oder Felge, seit ewigen Zeiten.
Dafür muss ich aber auch nicht mit Gewalt festgebackene Räder abbekommen.
Das mit dem Drehmoment ist nicht ganz richtig… wie Clonecommandercody schon schrieb - der Drehmomentschlüssel knackt bei zB eingestellten 120 Nm - aber durch die viel geringere Reibung/Hemmung deer Gewindeflanken ist die Schraube so fest angezogen wie vielleicht mit 160…180 Nm oder ähnlich. Tatsache ist - Gewinde von Radbolzen werden nicht gefettet- das Drehmoment ist trocken angegeben. Andere Bauteile mit anderen Vorgaben werden vielleicht gefettet und das Drehmoment entsprechend angegeben- Radschrauben sicher nicht.

HKS - top Zeug - hab mal den Entwickler gekannt- super Typ … lange her als ich noch Moppeds gemacht habe…boar ich werd alt.

G Heiko
 
lebch

lebch

Member
Mitglied seit
07.10.2014
Beiträge
1.216
Danke
3.144
Standort
Schweiz, Nähe Bodensee
Puhhh, ist das kompliziert :butbut:

Geschmierte Schraube hält besser
Reibung beeinflusst erheblich die Festigkeit von Schraubenverbindungen. Kennt man einige grundlegende Zusammenhänge, lassen sich Schraubenverbindungen optimieren. Beim Montieren geschmierte Gewinde tragen wesentlich zu sicheren Schraubenverbindungen bei.

Konstrukteure stimmen Schraubenparameter wie Dimension, Festigkeitsklasse und Klemmlänge auf die erwarteten statischen und dynamischen Belastungen ab. Aus der Mindestklemmkraft und der dafür benötigten Vorspannkraft ergibt sich das passende Anzugsdrehmoment. Dies kann rechnerisch analytisch oder mit entsprechender Software numerisch ermittelt werden. Häufig nutzt man vereinfacht die Drehmoment-Tabellen nach VDI 2230.

Zuverlässig sichere Verbindung
Schraubenverbindungen werden üblich gleitfest ausgelegt. Die Mindestklemmkraft ist dann selbst bei maximaler Betriebskraft stets so gross, dass sich die zu verbindenden Bauteile bei Querkräften nicht gegeneinander verschieben können. Das gewährleistet, dass die Schraube nicht auf Abscherung in der Trennfuge beansprucht wird und sich die Mutter nicht von der Schraube lösen kann. Für eine Mindestklemmkraft unter Belastung ist eine ausreichende Vorspannkraft erforderlich. Sie wird mit dem Anziehdrehmoment eingestellt. Ist sie nach der Montage zu niedrig, kann sich im Betriebszustand die Mindestklemmkraft so weit verringern, dass der Reibschluss verloren geht oder sogar die verschraubten Bauteile voneinander abheben.
Drehmoment entscheidend

Üblich montiert man Schrauben mit einem vorgegebenen Drehmoment. Alternativ dreht man bis zu einem Voranziehdrehmoment und anschliessend bis zu einem Weiterdrehwinkel. Das genauste, aber auch am schwierigsten umzusetzende Verfahren ist, den Schraubenbolzen hydraulisch vorzudehnen. Beim Anziehen einer Mutter bis zu einem vorgesehenen Drehmoment wird durch die Gewindesteigung von Schraube und Mutter die rotatorische Bewegung in eine translatorische Bewegung überführt. Das Verspannungsdiagramm für Schrauben zeigt, dass die Schraube dabei gedehnt wird. Die zu verbindenden Teile werden gestaucht.

Allerdings bleibt nur ein kleiner Teil des Anziehdrehmoments, um die Schraube im elastischen Bereich nach dem Hookeschen Gesetz zu dehnen und so eine ausreichende Vorspannkraft zu generieren. Ein grosser Anteil an Drehmoment wird benötigt, um den Reibwiderstand im Gewinde sowie zwischen Unterkopf der Schraube und der Mutter zu überwinden. Theoretisch betrachtet gehen bei ungeschmierten Schrauben etwa 90 Prozent des Anziehdrehmoments verloren, nur etwa 10 Prozent stehen zur Verfügung, um die Schraube zu dehnen. Bei geschmierten Gewinden, Schrauben und Muttern stehen deutlich grössere Anteile des Anziehdrehmoments zum Dehnen der Schraube zur Verfügung. Reibung beeinflusst also wesentlich die Festigkeit und Haltbarkeit der Schraubenverbindung.

Reibungskoeffizient kennen
Wichtig beim Bestimmen des Anziehdrehmoments ist, den korrekten Reibungskoeffizienten zu kennen. Bei einer Schraubenverbindung kann man nie von einem exakten Gesamtreibungskoeffizienten ausgehen. Man arbeitet stets mit einem sogenannten Reibwertfenster. Umso kleiner es gestaltet werden kann, zum Beispiel durch entsprechende Beschichtungen und Schmierstoffe, umso weniger wird auch die generierte Vorspannkraft streuen.

Schmierung vermindert Gesamtbeanspruchung
Werden Schraube und Gewinde geschmiert, verringert sich der Reibungskoeffizient und das Reibwertfenster wird kleiner. Zudem wird bei gleichem Anziehdrehmoment bei der Montage wesentlich mehr Vorspannkraft erzeugt. Eine geschmierte Schraubenverbindung benötigt wesentlich weniger Drehmoment, um ein bestimmtes Vorspannkraftniveau zu verwirklichen. Das hat einen zusätzlichen Vorteil. Es verringert die Torsionsspannung in der Schraube. Je grösser die Gewindereibung, desto mehr wird der Spannungsquerschnitt der Schraube neben der durch die Dehnung erzeugten Zugspannung auch auf Torsion beansprucht. Die aus dem vorliegenden zweiachsigen Spannungszustand resultierende Gesamtbeanspruchung lässt sich mit der Gestaltänderungsenergie-Hypothese auf einen gleichwertigen einachsigen Spannungszustand zurückführen. Häufig halbiert sich die Torsionsspannung nach dem Anziehen durch Relaxation.
Praxis bestätigt Theorie

Im allgemeinen Maschinenbau verwendet man meist aus Handbüchern empfohlene Reibungskoeffizienten. Für verzinkte und blanke Schrauben und Muttern, trocken montiert, sind das 0,12 bis 0,14. Bei gleichen Schrauben und Muttern geschmiert montiert verwendet man 0,08 bis 0,1 als Reibungskoeffizienten. Diese Annahmen kann man in Versuchen prüfen. Dazu misst man Anziehdrehmomente und erreichbare Vorspannkräfte mit Drehmomentschlüssel und Ringkraftaufnehmer. In einem Beispiel dient dazu ein Drehmomentschlüssel Garant TWdrive 20–200 Nm, ein Ringkraftmesser SM70-M12-100 kN sowie ein DMS-Wägeindikator VT-100.

Eine nicht geschmierte, galvanisch verzinkte Sechskantschraube nach ISO 4014 M12x65 Güte 8.8 mit Sechskantmutter nach ISO 4032 und Scheiben nach ISO 7089, Härte 200 HV, erreicht beim Anziehen nach der Tabelle aus der Richtlinie VDI 2230, Blatt 1, bei 84 Nm Anziehdrehmoment und angenommenem Reibwert 0,12 43 kN Vorspannkraft.

Beim Messen ergeben sich abweichende Daten. Beim erstmaligen Anziehen der Mutter werden etwas mehr als 44 kN erreicht, beim vierten Mal nur noch etwa 19,5 kN. Bei jedem Anziehen und Lösen reibt etwas Zink von der Schraube und der Mutter ab. Daraus ergibt sich beim nächsten Anziehen eine wesentlich höhere Reibung. Bereits beim zweiten Anziehen erreicht man deutlich weniger als die theoretisch vorausgesagte Vorspannkraft.

Die gleiche Schraubenverbindung mit geschmiertem Gewinde und Schraubenkopf ergibt andere Daten. Geschmiert werden das Gewinde und der Schraubenunterkopf mit Molykote-1000-Schraubenpaste. Nach der Tabelle in VDI 2230, Blatt 1, sollten bei 63 Nm Anziehdrehmoment und einem angenommenen Reibwert 0,08 45,2 kN Vorspannkraft verwirklicht werden.

In der Praxis werden beim ersten Anziehen etwas mehr als 41 kN erreicht, beim vierten Anziehen noch etwa 40 kN. Das Schmiermittel verringert den Zinkabrieb bei der Montage deutlich. Die generierte Vorspannung bleibt selbst bei der vierten Montage nahezu konstant. Jedoch erreicht man mit dem gewählten Reibwert nicht die theoretische Vorspannkraft von 45,2 kN.

Beim Messen einer Verbindung aus einer einfach vergütungsschwarzen Sechskantschraube nach DIN 933, M12x65, Güte 8.8, einer blanken Sechskantmutter nach DIN 934 mit galvanisch verzinkten Scheiben nach ISO 7089 mit 200 HV Vickershärte ohne Schmiermittel sollten sich nach der Tabelle aus VDI 2230, Blatt 1, bei einem angenommenen Reibwert 0,12 und 84 Nm Anziehdrehmoment 43,0 kN Vorspannkraft ergeben.

Beim erstmaligen Anziehen werden etwas mehr als 40 kN erreicht, beim vierten nur etwa 34 kN. Die Vorspannung nimmt also deutlich weniger ab als bei verzinkten Schrauben. Allerdings wird die theoretisch vorhergesagte Vorspannkraft nicht verwirklicht.

Eine gleiche Schraubenverbindung mit Schmiermittel sollte nach Tabelle bei 63 Nm Anziehdrehmoment 45,2 kN Vorspannkraft aufbringen. Beim Messen im Versuch werden bei der ersten Montage 39 kN Vorspannkraft erreicht, bei weiteren Montagen nahezu gleich grosse Vorspannkräfte. Allerdings betragen diese auch hier weniger als theoretisch vorhergesagt.

Passende Reibwerte wählen
Die Beispiele zeigen, dass für nicht geschmierte verzinkte Schrauben ein Reibungskoeffizient von 0,12 zur Auswahl des Anziehdrehmoments eingesetzt werden kann. Bei den anderen Schraubenmontagen wäre es hinsichtlich der generierbaren Vorspannkraft besser, aus der Drehmoment-Tabelle einen Reibungskoeffizienten von 0,1 für geschmierte und 0,14 für trocken montierte Schrauben zu wählen. Allerdings beeinflussen weitere Kriterien die Zusammenhänge zwischen Anziehdrehmoment und Vorspannkraft. Schrauben und Muttern haben zulässige Toleranzen in ihren Abmessungen, in der Form und der Lage einzelner Geometrien. Dadurch variiert beispielsweise der mittlere Reibradius. Zudem werden vergütungsschwarze Schrauben nach Norm «leicht geölt» bereitgestellt. Das kann erheblich variieren. Auch Beschichtungen sind mit Toleranzen versehen hinsichtlich ihrer Schichtdicke. Das kann den Zusammenhang zwischen Anziehdrehmoment und Vorspannkraft ebenfalls beeinflussen. Will man die Montageparameter bei einer Schraubenverbindung treffend ermitteln, sind Versuche zum Zusammenhang zwischen Anziehdrehmoment und Vorspannkraft nach DIN EN ISO 16047 unerlässlich.

Literatur: Horst Haberhauer: Maschinenelemente – Gestaltung, Berechnung, Anwendung, Springer Vieweg 2018, 18. Auflage, 692 Seiten, ISBN 978-3-662-53047-4. - kmu - SMM


Geschmierte Schraube hält besser
 
Carlo-ZJ

Carlo-ZJ

Member
Mitglied seit
28.06.2020
Beiträge
3.198
Danke
5.974
Standort
Österreich
Fahrzeug
Jeep Grand Cherokee ZG Limited ('96 Facelift) 5.2L
Puhhh, ist das kompliziert
Die durch die Schmierung verminderte Gewindereibung erhöht die Vorspannkraft der Schraubverbindung. Bei gleichem Anzugsmoment löst sich Schraubverbindung durch die Schmierung somit schwerer.

Ohne zusätzliche Schmierung wäre das so ahnlich wie wenn die Radschrauben halt mit ca. 40% mehr Drehmoment angezogen wird. Das halt bestimmt auch besser...:wacko:

Wie gut findet es wohl die Alufelge. Wenn sich die Klemmkraft durch die Gewindeschmierung oder ein erhöhtes Anzugsmoment um ca.140% erhöht...?



(Die im Text angegeben DIN933 ist übrigens eine alte Schraubenorm -> das aktuelle Äquivalent ist ISO4017)
 
joda

joda

Member
Mitglied seit
16.06.2013
Beiträge
2.938
Danke
2.311
Standort
im schönen Schleswig - Holstein
Fahrzeug
91er XJ Limited 4.0 HO
Was für eine Diskussion o_O

Auf jeden Fall bin ich schon mal froh, das ich den ( @Amphiranger ) missverstanden habe, und wir uns beim schmieren / fetten / Trennmittel auf die Zentrierung aufbringen mehr oder minder einig sind.

Mit dem Schrauben habe ich mich nebenbei mal versucht einzulsen ( sorry, bin nur gelernter Elektroniker...) und bin da über ein paar Sachen gestoplert...
Das der Drehmoment Schlüssel 'später' auslöst habe ich 'so' als Fakt nicht gesehen.
Im Umkehrschluss allerdings müsste man das Gewinde auf beiden Seiten penibel sauberhalten, weil Unreinheiten ( Rost??) das Reibmoment dann natürlich erhöhen, und der Drehmoment *zu früh* auslöst?
Dann habe ich da noch was 'veränderten Gleitwerten' gelesen zwischen maschinell gerolltem (?) und handgeschnittenem Gewinde bei nicht passender 'flankenüberdeckung'?

:confused::cry::glasses::looney:

Ich bin raus.
Radbolzen werden bei mir nur gereinigt, die Auflage/Pressläche bei Bedarf geeigelt und mit 'nem Hauch Farbe geschützt, und nur die Zentrieung bekommt einen Strich Keramikpaste
 
CarstenM

CarstenM

Z wie Tsunami | Machen - einfach machen...
Mitglied seit
20.03.2019
Beiträge
5.386
Danke
7.401
Standort
Dinslaken
Fahrzeug
'97 ZJ V8 5.2
Mein Schlagschrauber macht zwischen 120 und 160mn… damit mach ich fest… fertig.

Bisher keine Räder verloren :)
 
Headman

Headman

4x4 Bembel
Mitglied seit
18.09.2014
Beiträge
2.914
Danke
4.335
Standort
Rhein-Main
Puhhh, ist das kompliziert :butbut:

Geschmierte Schraube hält besser
Reibung beeinflusst erheblich die Festigkeit von Schraubenverbindungen. Kennt man einige grundlegende Zusammenhänge, lassen sich Schraubenverbindungen optimieren. Beim Montieren geschmierte Gewinde tragen wesentlich zu sicheren Schraubenverbindungen bei.

Konstrukteure stimmen Schraubenparameter wie Dimension, Festigkeitsklasse und Klemmlänge auf die erwarteten statischen und dynamischen Belastungen ab. Aus der Mindestklemmkraft und der dafür benötigten Vorspannkraft ergibt sich das passende Anzugsdrehmoment. Dies kann rechnerisch analytisch oder mit entsprechender Software numerisch ermittelt werden. Häufig nutzt man vereinfacht die Drehmoment-Tabellen nach VDI 2230.

Zuverlässig sichere Verbindung
Schraubenverbindungen werden üblich gleitfest ausgelegt. Die Mindestklemmkraft ist dann selbst bei maximaler Betriebskraft stets so gross, dass sich die zu verbindenden Bauteile bei Querkräften nicht gegeneinander verschieben können. Das gewährleistet, dass die Schraube nicht auf Abscherung in der Trennfuge beansprucht wird und sich die Mutter nicht von der Schraube lösen kann. Für eine Mindestklemmkraft unter Belastung ist eine ausreichende Vorspannkraft erforderlich. Sie wird mit dem Anziehdrehmoment eingestellt. Ist sie nach der Montage zu niedrig, kann sich im Betriebszustand die Mindestklemmkraft so weit verringern, dass der Reibschluss verloren geht oder sogar die verschraubten Bauteile voneinander abheben.
Drehmoment entscheidend

Üblich montiert man Schrauben mit einem vorgegebenen Drehmoment. Alternativ dreht man bis zu einem Voranziehdrehmoment und anschliessend bis zu einem Weiterdrehwinkel. Das genauste, aber auch am schwierigsten umzusetzende Verfahren ist, den Schraubenbolzen hydraulisch vorzudehnen. Beim Anziehen einer Mutter bis zu einem vorgesehenen Drehmoment wird durch die Gewindesteigung von Schraube und Mutter die rotatorische Bewegung in eine translatorische Bewegung überführt. Das Verspannungsdiagramm für Schrauben zeigt, dass die Schraube dabei gedehnt wird. Die zu verbindenden Teile werden gestaucht.

Allerdings bleibt nur ein kleiner Teil des Anziehdrehmoments, um die Schraube im elastischen Bereich nach dem Hookeschen Gesetz zu dehnen und so eine ausreichende Vorspannkraft zu generieren. Ein grosser Anteil an Drehmoment wird benötigt, um den Reibwiderstand im Gewinde sowie zwischen Unterkopf der Schraube und der Mutter zu überwinden. Theoretisch betrachtet gehen bei ungeschmierten Schrauben etwa 90 Prozent des Anziehdrehmoments verloren, nur etwa 10 Prozent stehen zur Verfügung, um die Schraube zu dehnen. Bei geschmierten Gewinden, Schrauben und Muttern stehen deutlich grössere Anteile des Anziehdrehmoments zum Dehnen der Schraube zur Verfügung. Reibung beeinflusst also wesentlich die Festigkeit und Haltbarkeit der Schraubenverbindung.

Reibungskoeffizient kennen
Wichtig beim Bestimmen des Anziehdrehmoments ist, den korrekten Reibungskoeffizienten zu kennen. Bei einer Schraubenverbindung kann man nie von einem exakten Gesamtreibungskoeffizienten ausgehen. Man arbeitet stets mit einem sogenannten Reibwertfenster. Umso kleiner es gestaltet werden kann, zum Beispiel durch entsprechende Beschichtungen und Schmierstoffe, umso weniger wird auch die generierte Vorspannkraft streuen.

Schmierung vermindert Gesamtbeanspruchung
Werden Schraube und Gewinde geschmiert, verringert sich der Reibungskoeffizient und das Reibwertfenster wird kleiner. Zudem wird bei gleichem Anziehdrehmoment bei der Montage wesentlich mehr Vorspannkraft erzeugt. Eine geschmierte Schraubenverbindung benötigt wesentlich weniger Drehmoment, um ein bestimmtes Vorspannkraftniveau zu verwirklichen. Das hat einen zusätzlichen Vorteil. Es verringert die Torsionsspannung in der Schraube. Je grösser die Gewindereibung, desto mehr wird der Spannungsquerschnitt der Schraube neben der durch die Dehnung erzeugten Zugspannung auch auf Torsion beansprucht. Die aus dem vorliegenden zweiachsigen Spannungszustand resultierende Gesamtbeanspruchung lässt sich mit der Gestaltänderungsenergie-Hypothese auf einen gleichwertigen einachsigen Spannungszustand zurückführen. Häufig halbiert sich die Torsionsspannung nach dem Anziehen durch Relaxation.
Praxis bestätigt Theorie

Im allgemeinen Maschinenbau verwendet man meist aus Handbüchern empfohlene Reibungskoeffizienten. Für verzinkte und blanke Schrauben und Muttern, trocken montiert, sind das 0,12 bis 0,14. Bei gleichen Schrauben und Muttern geschmiert montiert verwendet man 0,08 bis 0,1 als Reibungskoeffizienten. Diese Annahmen kann man in Versuchen prüfen. Dazu misst man Anziehdrehmomente und erreichbare Vorspannkräfte mit Drehmomentschlüssel und Ringkraftaufnehmer. In einem Beispiel dient dazu ein Drehmomentschlüssel Garant TWdrive 20–200 Nm, ein Ringkraftmesser SM70-M12-100 kN sowie ein DMS-Wägeindikator VT-100.

Eine nicht geschmierte, galvanisch verzinkte Sechskantschraube nach ISO 4014 M12x65 Güte 8.8 mit Sechskantmutter nach ISO 4032 und Scheiben nach ISO 7089, Härte 200 HV, erreicht beim Anziehen nach der Tabelle aus der Richtlinie VDI 2230, Blatt 1, bei 84 Nm Anziehdrehmoment und angenommenem Reibwert 0,12 43 kN Vorspannkraft.

Beim Messen ergeben sich abweichende Daten. Beim erstmaligen Anziehen der Mutter werden etwas mehr als 44 kN erreicht, beim vierten Mal nur noch etwa 19,5 kN. Bei jedem Anziehen und Lösen reibt etwas Zink von der Schraube und der Mutter ab. Daraus ergibt sich beim nächsten Anziehen eine wesentlich höhere Reibung. Bereits beim zweiten Anziehen erreicht man deutlich weniger als die theoretisch vorausgesagte Vorspannkraft.

Die gleiche Schraubenverbindung mit geschmiertem Gewinde und Schraubenkopf ergibt andere Daten. Geschmiert werden das Gewinde und der Schraubenunterkopf mit Molykote-1000-Schraubenpaste. Nach der Tabelle in VDI 2230, Blatt 1, sollten bei 63 Nm Anziehdrehmoment und einem angenommenen Reibwert 0,08 45,2 kN Vorspannkraft verwirklicht werden.

In der Praxis werden beim ersten Anziehen etwas mehr als 41 kN erreicht, beim vierten Anziehen noch etwa 40 kN. Das Schmiermittel verringert den Zinkabrieb bei der Montage deutlich. Die generierte Vorspannung bleibt selbst bei der vierten Montage nahezu konstant. Jedoch erreicht man mit dem gewählten Reibwert nicht die theoretische Vorspannkraft von 45,2 kN.

Beim Messen einer Verbindung aus einer einfach vergütungsschwarzen Sechskantschraube nach DIN 933, M12x65, Güte 8.8, einer blanken Sechskantmutter nach DIN 934 mit galvanisch verzinkten Scheiben nach ISO 7089 mit 200 HV Vickershärte ohne Schmiermittel sollten sich nach der Tabelle aus VDI 2230, Blatt 1, bei einem angenommenen Reibwert 0,12 und 84 Nm Anziehdrehmoment 43,0 kN Vorspannkraft ergeben.

Beim erstmaligen Anziehen werden etwas mehr als 40 kN erreicht, beim vierten nur etwa 34 kN. Die Vorspannung nimmt also deutlich weniger ab als bei verzinkten Schrauben. Allerdings wird die theoretisch vorhergesagte Vorspannkraft nicht verwirklicht.

Eine gleiche Schraubenverbindung mit Schmiermittel sollte nach Tabelle bei 63 Nm Anziehdrehmoment 45,2 kN Vorspannkraft aufbringen. Beim Messen im Versuch werden bei der ersten Montage 39 kN Vorspannkraft erreicht, bei weiteren Montagen nahezu gleich grosse Vorspannkräfte. Allerdings betragen diese auch hier weniger als theoretisch vorhergesagt.

Passende Reibwerte wählen
Die Beispiele zeigen, dass für nicht geschmierte verzinkte Schrauben ein Reibungskoeffizient von 0,12 zur Auswahl des Anziehdrehmoments eingesetzt werden kann. Bei den anderen Schraubenmontagen wäre es hinsichtlich der generierbaren Vorspannkraft besser, aus der Drehmoment-Tabelle einen Reibungskoeffizienten von 0,1 für geschmierte und 0,14 für trocken montierte Schrauben zu wählen. Allerdings beeinflussen weitere Kriterien die Zusammenhänge zwischen Anziehdrehmoment und Vorspannkraft. Schrauben und Muttern haben zulässige Toleranzen in ihren Abmessungen, in der Form und der Lage einzelner Geometrien. Dadurch variiert beispielsweise der mittlere Reibradius. Zudem werden vergütungsschwarze Schrauben nach Norm «leicht geölt» bereitgestellt. Das kann erheblich variieren. Auch Beschichtungen sind mit Toleranzen versehen hinsichtlich ihrer Schichtdicke. Das kann den Zusammenhang zwischen Anziehdrehmoment und Vorspannkraft ebenfalls beeinflussen. Will man die Montageparameter bei einer Schraubenverbindung treffend ermitteln, sind Versuche zum Zusammenhang zwischen Anziehdrehmoment und Vorspannkraft nach DIN EN ISO 16047 unerlässlich.

Literatur: Horst Haberhauer: Maschinenelemente – Gestaltung, Berechnung, Anwendung, Springer Vieweg 2018, 18. Auflage, 692 Seiten, ISBN 978-3-662-53047-4. - kmu - SMM


Geschmierte Schraube hält besser
Schön kopiert 😆 - und was für Fett nehmen wir jetzt mit Molybdän… Teflon … oder „Normales“ … oder Vaseline?? 🤪😂 sorry musste raus 😇

Frag mich wieviel Schrauben der schon so in seinem Leben außerhalb seiner Versuchsreihe geschraubt hat?? - also ich bin hier auch raus - macht ihr mal.

Auf das alle auf der Straße bleiben und Spaß dabei haben 👍

G Heiko
 
CarstenM

CarstenM

Z wie Tsunami | Machen - einfach machen...
Mitglied seit
20.03.2019
Beiträge
5.386
Danke
7.401
Standort
Dinslaken
Fahrzeug
'97 ZJ V8 5.2
Ich denke vaseline ist schon ok… ansonsten würde ich vorschlagen nehmen wir als Fett den Rand vom Schweineschitzel welches wir auf dem Grill lecker zubereiten im Juni…
 
ninja

ninja

Member
Mitglied seit
06.07.2007
Beiträge
6.596
Danke
1.331
Standort
66540 Neunkirchen
Fahrzeug
94'er Z mit Fahrwerk, Schlappen....was man so braucht....
Fazit, jeder macht wie er denkt, manche schon seit 40 Jahren..........und noch niemand hat ein Rad verloren.
Nächstes Problem.....welche Schlußfolgerung ziehen wir da draus ?????
Mir egal, mach mir mal noch ein Bier auf, bin grad am Mobbed schrauben ✌🤟✌🤟
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Thema:

Felgen montieren mit oder ohne Fett?

Felgen montieren mit oder ohne Fett? - Ähnliche Themen

  • ASP Felgen auf JKU

    ASP Felgen auf JKU: Servus! auf meinem JKU sind die ASP Felgen, Typ 1422 in 9x17. Wenn die Achse voll ausfedert, also auf der Hebebühne, steht die Felge am oberen...
  • Welche Felgen hab ich

    Welche Felgen hab ich: Moin zusammen, ich hab gerade nen Lauf was Freds angeht also hier ein neuer. Auf meinen XJ sind Chrysler Felgen drauf, ich kann dazu allerdings...
  • TJ und JK 17 Zoll Felgen. Welche Reifengrösse?

    TJ und JK 17 Zoll Felgen. Welche Reifengrösse?: Moin zusammen, wir haben für unseren TJ (2,5L von 1998) einen Satz Moab Felgen vom JK (17x7,5) geholt. Auf denen ist die JK Radgrösse 245/75/17...
  • Felgen Brock in 8,0x18 auf WK2 montieren?

    Felgen Brock in 8,0x18 auf WK2 montieren?: Hallo,   ich bräuchte mal ein wenig Aufklärung.   Ich habe Felgen von Brock in 8,0x18. Im der ABE steht: Jeep Grand Cherokee WK e4*2007/46*0186*...
  • SRT 2014 Felgen auf dem GC 2014 Summit montieren

    SRT 2014 Felgen auf dem GC 2014 Summit montieren: Hi all Ist es möglich, die Felgen von einem SRT 2014 auf einem 2014 Summit zu montieren, würde das passen? Die Reifen würde ich vom Summit...
  • Ähnliche Themen

    • ASP Felgen auf JKU

      ASP Felgen auf JKU: Servus! auf meinem JKU sind die ASP Felgen, Typ 1422 in 9x17. Wenn die Achse voll ausfedert, also auf der Hebebühne, steht die Felge am oberen...
    • Welche Felgen hab ich

      Welche Felgen hab ich: Moin zusammen, ich hab gerade nen Lauf was Freds angeht also hier ein neuer. Auf meinen XJ sind Chrysler Felgen drauf, ich kann dazu allerdings...
    • TJ und JK 17 Zoll Felgen. Welche Reifengrösse?

      TJ und JK 17 Zoll Felgen. Welche Reifengrösse?: Moin zusammen, wir haben für unseren TJ (2,5L von 1998) einen Satz Moab Felgen vom JK (17x7,5) geholt. Auf denen ist die JK Radgrösse 245/75/17...
    • Felgen Brock in 8,0x18 auf WK2 montieren?

      Felgen Brock in 8,0x18 auf WK2 montieren?: Hallo,   ich bräuchte mal ein wenig Aufklärung.   Ich habe Felgen von Brock in 8,0x18. Im der ABE steht: Jeep Grand Cherokee WK e4*2007/46*0186*...
    • SRT 2014 Felgen auf dem GC 2014 Summit montieren

      SRT 2014 Felgen auf dem GC 2014 Summit montieren: Hi all Ist es möglich, die Felgen von einem SRT 2014 auf einem 2014 Summit zu montieren, würde das passen? Die Reifen würde ich vom Summit...
    Oben