Einbau verstellbarer Längslenker Teraflex Alpine Kit - Ein möglicher Weg und seine Tücken

Diskutiere Einbau verstellbarer Längslenker Teraflex Alpine Kit - Ein möglicher Weg und seine Tücken im Wrangler JK Forum Forum im Bereich Wrangler Forum; Hey Jeeples, ich habe mir neue Längslenker eingebaut und wollte ein kurzes "How-To" bekannt geben. Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen...
Spud59

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Hey Jeeples,

ich habe mir neue Längslenker eingebaut und wollte ein kurzes "How-To" bekannt geben. Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen Hobbyschrauber (Profis bitte weiterlesen 😉)
Vorab: Vor gut anderthalb Jahren habe ich ein 2.5" Fahrwerk verbaut. Kurz darauf habe ich die LL vorne oben gegen Einstellbare zur Korrektur des Nachlaufs wechseln lassen.
Entschieden hab ich mich für das Alpine Kit von Teraflex für 2-4" FW mit normalen Buchsen. Ich hätte die Arbeit gerne erledigen lassen, jedoch sind alle 4x4 Shops auf Wochen ausgebucht und nächste Woche soll der Jeep in den Container und aufs Schiff. Gut - also ab auf die Mietbühne, schnell das Werkzeug und die Teile in den Kofferraum und ab. Dauert ja bestimmt nicht lange....(2h inkl Bier trinken wurde mir hier im Forum gesagt 😂)
Ein paar Tage vorher mal die Anleitung studiert, alle LL montiert und gem. Anleitung eingestellt. Dann möglichst viele Infos versucht hier im Forum und aus dem Netz zu saugen und einen Plan gemacht, Zahlen aufgeschrieben etc...
Gemessen, wie hoch mein Lift tatsächlich ist und bin dabei bei ca. 2.25 " gelandet.

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Prinzipiell bin ich wie folgt vorgegangen:

Vorne - Jeep steht dabei immer entweder auf den eigenen Rädern, oder die Achse mit Böcken abgestützt. Bei den Böcken darauf achten, dass sie nicht höher sind, als die Achse im Normalzustand auf der Straße sitzt, sonst passen die Winkel nicht, bzw. müssen dazu gerechnet werden.
  1. Untere Längslenker raus und die neuen auf die gleiche Länge von etwa 23.25 (Original ist 22.625) Zoll einstellen (Lochmitte). Dann die neuen unten rein und Muttern lose drauf.
  2. Wagenheber am Ausgangsflansch vom Diffgehäuse ansetzen und 2° nach oben richten (Ergibt dann 4° Nachlauf)
  3. Obere Längslenker raus und am Rahmen befestigen. Dann die Länge einstellen, bis die Schrauben an Rahmen und Achse ohne Spannung in die Löcher passen.
  4. Jeep wieder auf die Räder lassen und Kardanwinkel checken.
  5. Alle Schrauben am Boden auf Drehmoment bringen.
Hinten:
  1. Beide unteren Längslenker auf 20 - 20.75 Zoll (Je nach Lifthöhe) einstellen. Original ist 19,625 Zoll.
  2. Untere LL einbauen und Schrauben lose lassen.
  3. Jeep an der Achse auf Böcke stellen und Räder runter (Achse will ich möglichst auf der gleichen Höhe wie mit Rädern lassen)
  4. Wagenheber ans Diff und den Winkel ca. 2° kleiner als den Winkel der Antriebswelle einstellen, um die Rotation beim Fahren zu kompensieren (z.B. Welle hat 15°, dann Flansch auf 13°)
  5. Obere Längslenker so einstellen, dass die Löcher passen und alle Schrauben ohne Kraftaufwand reingehen.
  6. Jeep wieder auf Räder und Winkel nochmal messen, dann alle Schrauben auf Drehmoment anziehen.

Nachdem der erste LL vorne draußen war, hab ich einen neuen auf 23.375" eingestellt, dann einfach die Schrauben durch die Löcher gesteckt und geschaut, dass der andere die gleiche Länge hat.
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Beim Einsetzen am Rahmen haben die Löcher natürlich nicht gepasst. Hier gibt es viele "Tricks" im www wie z.B. Spanngurte, Jeep am Rad bewegen etc. Die Hebebühne war hilfreich dabei. Kurz vorne bisschen angehoben und die Löcher passen. Dann die andere Seite ebenfalls.
Als nächstes dann die oberen. Erkenntnis: Besser beide gleichzeitig oben Lösen, sonst bekommt man den Flansch vom Diff nicht auf den gewünschten Winkel und damit Nachlauf eingestellt. Der andere (alte) obere Längslenker verhinderte das Drehen des Diff. Hatte schiss, beide gleichzeitig zu lösen, ist aber unbegründet. Beim lösen konnte ich deutlich merken, wie die verkürzten oberen LL die ganze Achse unter Spannung gehalten hatten (waren richtig doll unter Spannung und schwer raus zu bekommen).
Wagenheber unter den Flansch und auf 2° anheben. Bei höheren Lifts evtl 3°, sonst kann es zu Problemen mit dem Kardanwinkel geben und zu "bad Vibes" führen. Ein Winkelmesser aus dem Baumarkt ist eine gute Hilfe. Winkel Apps sind sicher präzise, allerdings hat mein Eifon an der Seite die dämlichen Knöpfe und damit hat man schon ein Grad Abweichung. Die untere Seite am Handy geht zum messen.

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Die D 30,44 und vielleicht auch andere Achsen haben eine eingebaute Winkeldifferenz von 6° zwischen Diff-Flansch und Achs-C. Im Serienzustand ist der Nachlauf am Jeep auf 4° eingestellt, d.h. Flansch zeigt 2° nach oben.

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Es gibt zwei "offizielle" Messpunkte an der Achse. Das sind a) Die genaue Flucht zwischen den beiden Bohrungen für die Traggelenke (unbrauchbar für uns) und b) die untere Lippe am Flansch für die KW. Als Alternativen dienen gerne die beiden Kreise links und rechts neben dem Diff, wo der Spreizer angesetzt wird. Die müssen dann aber blank sein und keine Farbnasen drauf haben. Oder halt die Stirnfläche des Flansch. Alle anderen Stellen können ungenau sein, da sie bei der Produktion nachträglich nicht bearbeitet werden und durch die Toleranzen Abweichungen entstehen.
Die meisten Hersteller geben Längen vor, jedoch sind die LL für verschiedene Lifthöhen geeignet. Man soll nach dem Einbau dann zur Werkstatt, welche komplette 4x4 Einstellungen machen kann. Durch die von mir gewählte Methode sollte es reichen, hinterher kurz auf den Prüfstand zu fahren und messen lasen, ob man sich nicht total verhauen hat. Evtl. sind dann vllt noch kleinere Einstellarbeiten nötig.
Dadurch dass der Flansch auf den Richtigen Winkel angehoben und dort bei Einbau gehalten wird, braucht man die oberen LL nur so einzustellen, dass die Schrauben spannungsfrei reingehen. Kein Zerren, Drücken oder Drehen nötig. Zum Schluss alle Schrauben und Klemmen auf das vorgegebene Drehmoment anziehen während die Achse auf Böcken gestützt ist, damit das Gewicht drauf liegt.

Gesagt getan - kaum waren 4 h rum und schon ging es nach hinten.

Wie zuvor die unteren LL raus und die neuen auf die gewünschte Länge eingestellt. Bei mir habe ich 20.25" gewählt. Ein paar Dinge die vielleicht zu beachten sind für die Wahl der Länge, bzw. wenn man zu lang einstellt:
Probleme mit Freigängigkeit zwischen Panhard und Feder am Rahmen, Panhard berührt den Diffdeckel (bei nicht serienmäßigen Deckeln), Rad berührt den hinteren Radlauf beim Einfedern.
Diesmal habe ich den Flansch per Wagenheber ca. 2° weniger eingestellt als die Kardanwelle. Das Kompensiert das Gegendrehmoment, wenn die Hinterachse die Räder antreibt und sich der Flansch anhebt beim Gas geben.
Dann sollten die oberen LL raus und...Huppala! Achsanschlag im Weg, so dass die Schraube nicht raus geht. Prima! Also das Ding auch noch fummelig ausgebaut. Weiß ich ja dann für die andere Seite... Als das erledigt war, die oberen LL wieder auf die Löcher eingestellt bis alles spannungsfrei passt. Jetzt ging der richtige Krampf los..die Schrauben für die oberen LL am Rahmen sind IM Rahmen mit Muttern gesichert, welche diese Blechfahnen drangeschweißt haben. Dieses Meisterstück an Ingenieurskunst hat mich über eine Stunde Zeit gekostet bis ich die zum Greifen bekam und die Mietwerkstatt wollte dann auch noch bald schließen (da kommt kurz Panik auf 😬).
Gut, dann noch alles auf Drehmoment bringen. Hier wollte ich nicht schludern und das ganze dauerte fast nochmal eine Stunde. Ich hätte den Jeep dazu an den Achsen gestützt auf eine angenehme Arbeitsöhe fahren sollen. Zu dem Zeitpunkt war ich nach 7h Herumkrieche leicht müde und es macht keinen Spaß alle 16 Schrauben, die z.T. schwer zu erreichen sind auf 110 bzw. 170 Nm zu bringen. Natürlich habe ich mich dann auch noch fast selbst KO geschlagen, als die Sch.... Nuss beim Anziehen abgerutscht ist. 170Nm Schwung im Gesicht lassen einen kurzzeitig sogar erblinden 😂 Dachte zuerst, ich hätte mir die Nase gebrochen.
Nach 8h habe ich dann erschöpft und glücklich zugleich meine 80$ bezahlt und bin nach Hause.

Fazit: Das Ding liegt wie auf Schienen und steckt Bodenwellen weg wie ein Cadillac. Zieht nicht nach links oder rechts und keine Vibrationen von den Antriebswellen, was schonmal ein gutes Zeichen ist. Die Buckelpiste auf der Heimfahrt wurde ohne Probleme mit 70 mph gemeistert.
Als Laie bin ich erstaunt darüber, welche Auswirkungen eine eigentlich so kleine Änderung der Geometrie bringt. Hätte ich nicht gedacht. Vielleicht waren es aber auch die Endorphine die mein Körper durch die Schmerzen ausgeschüttet hat, dass ich den Unterschied als so groß empfand 😅
Es gibt bestimmt viele Wege zum Ziel und den ganzen Einbau kriechend um und unter dem Jeep möchte ich so schnell nicht nochmal machen. Ich hatte leider nicht genügend lange Stützen, um die Arbeitshöhe angenehmer zu gestalten.

Happy Jeepin' und viele Grüße,

Billy


Hier noch ein paar Bilder vom Tagwerk.....
Die Anleitung von Teraflex ist recht gut. Aber Anleitungen haben für mich sowas wie die Notfallkarten im Flugzeug. Sieht auf dem Bild super aus, aber die Realität ist anders...Einfach die Rettungsweste aufblasen und alles wird gut...😜
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Die Teile von Teraflex machen einen guten Eindruck und sind auch recht massiv gestaltet,

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Hier die alten Teile. Die vorderen oberen LL sind von Rough Country und haben solche Heim/Johnny Joints. Für den Preis empfehlenswert.

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Feierabend :beerchug:
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