ToBo3105
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Wie angekündigt hier ein ausführlicher Bericht über meinen Jeep Compass. Vorab: Ich bin sehr zufrieden und kann das Fahrzeug uneingeschränkt jedem weiterempfehlen, der sich mit Kaufabsichten trägt, aber vielleicht noch etwas unentschlossen ist.
Ein paar Worte zu meiner Person:
Ich bin 40 Jahre alt, wohne im Harzvorland und arbeite als Planer in der Metallindustrie, mehr oder weniger ein reiner Computerjob. Seit rund 11 Jahren ist Bogenschiessen mein Hobby, ich nehme auch an Wettkämpfen teil. Im Sommer 2006 hatte ich eine Bandscheiben-Operation, darum sitze ich gern bequem im Auto. Meist fahre ich allein oder zu zweit mit meiner Frau, sehr selten zu viert, wenn meine Eltern mit an Bord sind. Den Führerschein habe ich seit 22 Jahren, der Compass ist mein neuntes Auto (natürlich nacheinander), davon der sechste Neuwagen und der erste Amerikaner. Die letzten beiden waren ein Land Rover Freelander (sehr zufrieden) und ein Suzuki Grand Vitara (extrem unzufrieden), darum werde ich auch immer wieder Vergleiche zu diesen beiden ziehen. Ich fahre im Jahr nur etwa 15.000 Kilometer und meinen Fahrstil möchte ich mal als "konventionell" bezeichen, das bedeutet, mein Compass wird wohl die 140 km/h-Marke selten oder nie überschreiten. Das bedeutet aber auch, dass ich meinem Auto gewisse Dinge angedeihen lasse, die heutzutage eher unüblich sind, so zum Beispiel eine gründliche Unterbodenversiegelung schon vor der Auslieferung und einen Einfahr-Ölwechsel nach den ersten 1.500 Kilometern, obwohl der Hersteller das nicht ausdrücklich vorschreibt.
Um dieses Auto geht's:
Ein Jeep Compass 2.4 Sport, also Benziner mit Schaltgetriebe, in Light Khaki und mit der Innenausstattung in Pastel Pebble Beige. Die Sitze haben Stoffpolster, das Radio ist normale Serienausstattung und die Instrumentenumrandung ist im Gegensatz zu allen Produktfotos, die ich kenne, nicht silber, sondern schwarz. Gefällt mir aber sogar besser.
Die Sommer-Serienbereifung habe ich gleich beim Händler gelassen und stattdessen Ganzjahresreifen Pirelli Scorpion STR 215/60 R17 aufziehen lassen, das Vorgängermodell (Pirelli Scorpion ST) bin ich vorher jahrelang auf meinem Land Rover Freelander gefahren und war damit sehr zufrieden.
Mein Compass wird zu 95 Prozent Strasse gefahren und zu 5 Prozent Feldweg, denn wie schon erwähnt wohne ich in einer abgelegenen alten Mühle, noch dazu im Hochwassergebiet, also ein- bis zweimal im Jahr muss er für mehrere Tage stellenweise etwa 30 cm tief durchs Wasser.
Gekauft habe ich ihn am 8. Dezember 2007 direkt aus dem Showroom, wo er zwischen einem Chrysler PT Cruiser und einem Jeep Grand Cherokee auf mich gewartet hat.
Von Aussen:
Die Form spricht für sich und über Geschmack soll man nicht streiten. Ich finde ihn einfach klasse. Die Verarbeitung, soweit ich es als Laie beurteilen kann, ist sehr gut. Das Spaltmass ist ringsum einheitlich, alle Kanten sitzen sauber auf Stoss. Die Türen schliessen alle leichtgängig, lediglich die Heckklappe ist nicht optimal eingestellt und braucht zuweilen etwas mehr Schwung zum Schliessen. Das muss ich demnächst noch nachstellen lassen.
Der Blick unter die Haube offenbart eine ebenso gute Verarbeitung. Ein befreundeter Automechaniker hat mal reingeschaut und war sehr zufrieden mit dem, was er sah. Besonders wartungsfreundlich, meinte er, und durchaus hochwassertauglich. Alle wasserempfindlichen Teile seien durchweg hoch verbaut, lediglich für die Nebelscheinwerfer bestünde ein Risiko, wenn sie nicht hundertprozentig dicht seien. Bemängelt hat er dann aber doch noch die tiefgezogene Frontschürze, die wohl aller Wahrscheinlichkeit nach im unebenen Gelände (bzw. auf ausgefahrenen Feldwegen) als erstes aufsetzen wird. Muss man halt vorsichtig sein.
Von Innen:
Um ganz ehrlich zu sein, war die Innenausstattung für mich sogar noch mehr kaufentscheidend als die Aussenansicht. Ich weiss nicht, warum so viele Leute das Cockpit als billig bezeichnen, ich finde es in seiner symmetrischen Form mit den grossen glatten Flächen einfach nur klassisch und funktionell. Die zerklüftete Mittelkonsole vermittelt den Eindruck von Grösse und die schlichte eckige Ausführung ohne viel Drumherum will meiner Meinung nach vor allem eins: nicht japanisch aussehen! Alle meine Freunde und Bekannten (Land Rover Freelander, Mitsubishi L200, VW Passat, Chrysler Voyager, BMW 1er, Renault Laguna) halten das Cockpit für gelungen und absolut passend zum Image der Marke Jeep. Auch hier gibt es an der Verarbeitung absolut nichts auszusetzen. Alles ist sehr ordentlich verbaut, Einsätze wie Radio und Lautsprecher sind exakt eingepasst. Nichts knackt oder knarzt, so wie ich es beim Suzuki Grand Vitara entsetzt feststellen musste. Das gilt ebenso für alle Innen-, Tür- und Kofferraumverkleidungen.
Die Sitze sind super bequem. Die Auto Bild Allrad hat bemängelt, dass die Sitzflächen zu kurz sind. Das kann ich nicht bestätigen. Ich bin glatt 1,80 gross und habe selten so gut gesessen. Die Sitzhöhenverstellung hätte für kleinere Leute ruhig noch ein wenig mehr Spiel nach oben haben können, und jemand mit kürzeren Beinen, der den Sitz weiter nach vorn schieben muss als ich könnte eventuell mit seinem rechten Knie ungünstig mit der Mittelkonsole kollidieren. Aber das ist nur eine Vermutung. Der Seitenhalt ist sehr angenehm und nicht zu hart. Als nicht mehr ganz so schlanker Herr fühlt man sich nicht eingezwängt wie in manch einem deutschen Auto. Ein kleines Lob an die Konstrukteure: Mein erstes Auto, in dem Mittelarmlehne und Seitenarmlehne auf der gleichen Höhe sind - geht doch! Konstruktionsbedingt sind Fahrersitz und Beifahrersitz nicht identisch, denn der Beifahrersitz ist bis zur Ebene umklappbar und deshalb mit weniger ausgeprägten Seitenwülsten versehen. Die Rücksitze haben zwar eine deutlich kürzere Sitzfläche, die aber für ein Auto dieser Klasse auch immer noch völlig ausreichend ist. Dafür gibt es echt viel Kniefreiheit für die zweite Reihe. Und obwohl die Rücksitzlehnen auch in jede Richtung beweglich sind, so sitzen sie doch fest und klappern nicht vor sich hin wie im Suzuki Grand Vitara. Die Polster in Stoff Pastel Pebble Beige wirken übrigens auch nicht billig, sondern griffig und strapazierfähig. Außerdem machen sie einen robusteren Eindruck als alles, was ich bisher kennengelernt habe.
Die Rundumsicht, besonders nach hinten, ist gewöhnungsbedürftig. Man sieht nicht wirklich weniger als in meinen beiden Vorgängern, aber es kommt einem so vor wegen der stärker geneigten Heckscheibe. Die Seitenspiegel sind kleiner als ich es gewohnt bin, zeigen aber ein grosses Blickfeld - das heisst Vorsicht, die verkleinern wirklich extrem. Das vermittelt einen falschen Eindruck für die Entfernung.
Bedienung:
Durchweg angenehm. Die Instrumente haben für meinen Geschmack ein Top Design und die Anzeigen sind sowohl am Tag als auch bei Nacht gut ablesbar. Die grüne Instrumentenbeleuchtung ist dezent und passt gut zum Charakter des Autos. Mit Grausen denke ich an die aufdringlich überdimensionierten und selbst am Tage grell weiss und rot beleuchteten Anzeigen des Suzuki Grand Vitara zurück. Alle sonstigen Bedienelemente sind da, wo man sie erwartet, da gibt es nichts zu fummeln. Lediglich die Knöpfe der Klimaanlagenbedienung sind etwas klein geraten. Getestet habe ich sie allerdings nocht nicht - klaro, ist ja Winter draussen. Clever platziert finde ich dagegen die Leuchtweitenregulierung, da ist sie wirklich gut aufgehoben. Bisher musste ich die immer unter oder hinter dem Lenkrad suchen. Der Schalthebel sieht mal echt pfiffig aus, ein echter Hingucker. Der Handbremsgriff dagegen ist sehr dünn und hätte etwas griffiger sein können. Die Ablagemöglichkeiten im Fahrzeug sind zahlreich und gut durchdacht. Gut finde ich auch, dass die Innengriffe zum Türen öffnen so weit vorn angebracht sind. So kommt man viel bequemer ran als wenn sie wie sonst unsinnigerweise irgendwo in der Türmitte sitzen. Radio-Bedienelemente am Lenkrad, wie ich sie in beiden Vorgängern hatte, vermisse ich überhaupt nicht. Die waren sowieso nie da, wo man sie gerade gesucht hat, also habe ich meistens eh die Knöpfe am Radio selbst gedrückt, so wie hier auch. Der Klang ist übrigens super. Zwar sind meine Ansprüche nicht besonders hoch, aber ob Bässe sauber rüberkommen oder nicht kann ich gerade noch beurteilen.
Sonstige Ausstattung, Sicherheit und Airbags? Schön, wenn sie drin sind, ich hoffe trotzdem, ich brauche sie nie.
Fahrverhalten und Handling:
Da muss ich noch mal kurz abschweifen. Der Land Rover Freelander ist ein Kleiner, fährt sich aber wie ein Grosser. Störrische Schaltung, schwerer Gasfuss und ein fast unendlicher Wendekreis geben einem das Gefühl, einen Defender zu fahren. Der Suzuki Grand Vitara dagegen fährt, schaltet und lenkt sich wie ein japanischer Kleinwagen. (Ich weiss, wovon ich rede, meine Frau hat einen Nissan Micra, der fährt sich genauso).
Und nun der Jeep Compass: Ein Gefühl wie Weihnachten. Laufruhe, Geschmeidigkeit, Federungskomfort und Strassenlage wie ein ganz Grosser. Das ist nicht nur mein Eindruck, die Auto Bild Allrad schreibt mit anderen Worten dasselbe. Sanftes waagerechtes Aufschaukeln, wie es sich für längere Federwege gehört. Eine perfekt abgestimmte Lenkung, nicht so direkt, dass leichte Lenkradbewegungen das Fahrzeug in Unruhe bringen, aber auch nicht so weich, dass man unangemessen viel kurbeln muss. Ein sehr angenehmes Fahrgefühl. Die Schaltung hingegen - na ja. Sagen wir mal hakelig. Der Rückwärtsgang klappt nur selten beim ersten Versuch. Ein paar Mal ging es gar nicht, da musste ich erst noch einmal kurz vorwärts anfahren, um anschliessend den Rückwärtsgang reinzukriegen. Also eigentlich genauso wie ich es vom Land Rover Freelander gewohnt bin. Herrlich! Das sind die Momente, wo man sich noch so richtig als Geländewagenfahrer fühlen darf (schmunzel).
Alles andere ist wieder super. Die Kupplung ist angenehm weich und der Motor hängt am Gas, das heisst, er macht gleich, was er soll, und nicht erst irgendwann später mal wie manch anderer. Die Bremsen sind dagegen so hart und direkt, als wollten sie mit dem Vorurteil gegen amerikanische Bremsen ein für alle Mal Schluss machen. Der Wendekreis entspricht dem, was man von einem modernen Auto erwartet und trägt viel zum angenehmen Handling des Autos bei. Der Compass lässt sich gutmütig auch durch enge Kurven zwingen und auch prima einparken.
Vier Wasserdurchfahrten von gut 25 cm Tiefe hat er übrigens schon hinter sich. Die waren aber zu kurz (etwa 15 Meter), um wirklich etwas darüber sagen zu können, wie souverän er im Wasser die Spur hält oder ob er doch nach kurzer Zeit "aufschwimmt". Auf Feldwegen verhält er sich sehr zivilisiert, da waren sowohl Land Rover Freelander als auch Suzuki Grand Vitara entschieden härter. Die Sperre habe ich bisher allerdings noch nicht gebraucht.
Mir ist aufgefallen, dass Kurzstrecken wohl eher nicht sein Ding sind. Beim täglichen Weg zur Arbeit (11 Kilometer) hat der Motor noch nicht seine Betriebstemperatur erreicht. Erst so nach 15 bis 16 Kilometern ist es soweit. Da bleibt auf kurzen Fahrten natürlich auch nicht viel Wärme für die Heizung übrig. Wie gut, dass es keine "richtigen" Winter mehr gibt! In Sachen Fahrtgeräusch gibt es dagegen nichts zu meckern. Er ist auf jeden Fall leiser als meine beiden Vorgänger. Lediglich bei ungünstigem Seitenwind merkt man, dass stellenweise Windgeräusche am Seitenspiegel auftreten.
Über die Dynamik des Antriebs kann man geteilter Meinung sein. Zuerst dachte ich, dass bei meiner Fahrweise wohl die Mehrzahl der 170 PS lediglich als Reserve dienen wird. Inzwischen wundere ich mich aber stellenweise schon, wo sie sind. Das Auto macht zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, als wäre es übermotorisiert. Im Gegenteil, ich glaube fast, es hätten gar nicht weniger sein dürfen. Und wenn ich das schon so empfinde, wird es jemandem mit einem flotteren Fahrstil wohl umso schmerzlicher auffallen. Um es höflich auszudrücken, muss ich den Fahrzeugprospekt zitieren: "harmonische Leistungsentfaltung" nennt man sowas (grins). Um auf Tempo zu kommen, muss er ordentlich Anlauf nehmen. Fakt ist: Ein Sprinter ist er nicht. Eher ein ausdauernder Langstreckenläufer. Ich komme damit gut klar. Jemand anders könnte darin jedoch einen entscheidenden Nachteil sehen.
Zum Verbrauch:
Jetzt in der Einfahrphase, noch dazu im Winter und unter Kurzstreckenbedingungen hat sich der Verbrauch bei 10,9 Litern Super Bleifrei eingepegelt. Das ist natürlich deutlich mehr als der obligatorische Schummel-Liter über der Werksangabe. Ich denke aber, dass sich dieser Wert noch etwas nach unten korrigieren lässt. Und da kommt auch mein einziger echter harter Kritikpunkt am Jeep Compass ins Spiel: Liebe Automobilkonstrukteure bei Jeep! Wer von euch ist auf die bescheuerte Idee gekommen, diesem Auto einen so kleinen Tank zu verpassen? Da kann einen ja wohl berechtigt die Wut packen. Eine Reichweite von nicht mal 450 Kilometern pro Tankfüllung ist echt der blanke Hohn. Aber was soll's, das wusste ich schließlich vorher und habe ihn trotzdem gekauft, und ich bereue es ja auch nicht. Ärgern tut es mich trotzdem ein wenig.
Mit etwas Abstand betrachtet war es sogar gut, dass ich im Sommer den Fehlkauf mit dem Suzuki Grand Vitara gemacht habe. Hätte ich den Wechsel vom Land Rover Freelander direkt auf den Jeep Compass vollzogen, hätte ich vermutlich weiter in dem Glauben gelebt, die Welt sei rund und schön. Aber durch die fünfmonatige schlechte Erfahrung zwischendurch weiss ich, dass es eben auch anders geht und bin um so glücklicher mit meinem Jeep Compass.
So, das waren meine ersten Eindrücke vom Jeep Compass. Ich hoffe, damit auch dem einen oder anderen eine Entscheidungshilfe zu geben, natürlich vorzugsweise für den Compass und nicht dagegen!
Gruss
SirToby
Ein paar Worte zu meiner Person:
Ich bin 40 Jahre alt, wohne im Harzvorland und arbeite als Planer in der Metallindustrie, mehr oder weniger ein reiner Computerjob. Seit rund 11 Jahren ist Bogenschiessen mein Hobby, ich nehme auch an Wettkämpfen teil. Im Sommer 2006 hatte ich eine Bandscheiben-Operation, darum sitze ich gern bequem im Auto. Meist fahre ich allein oder zu zweit mit meiner Frau, sehr selten zu viert, wenn meine Eltern mit an Bord sind. Den Führerschein habe ich seit 22 Jahren, der Compass ist mein neuntes Auto (natürlich nacheinander), davon der sechste Neuwagen und der erste Amerikaner. Die letzten beiden waren ein Land Rover Freelander (sehr zufrieden) und ein Suzuki Grand Vitara (extrem unzufrieden), darum werde ich auch immer wieder Vergleiche zu diesen beiden ziehen. Ich fahre im Jahr nur etwa 15.000 Kilometer und meinen Fahrstil möchte ich mal als "konventionell" bezeichen, das bedeutet, mein Compass wird wohl die 140 km/h-Marke selten oder nie überschreiten. Das bedeutet aber auch, dass ich meinem Auto gewisse Dinge angedeihen lasse, die heutzutage eher unüblich sind, so zum Beispiel eine gründliche Unterbodenversiegelung schon vor der Auslieferung und einen Einfahr-Ölwechsel nach den ersten 1.500 Kilometern, obwohl der Hersteller das nicht ausdrücklich vorschreibt.
Um dieses Auto geht's:
Ein Jeep Compass 2.4 Sport, also Benziner mit Schaltgetriebe, in Light Khaki und mit der Innenausstattung in Pastel Pebble Beige. Die Sitze haben Stoffpolster, das Radio ist normale Serienausstattung und die Instrumentenumrandung ist im Gegensatz zu allen Produktfotos, die ich kenne, nicht silber, sondern schwarz. Gefällt mir aber sogar besser.
Die Sommer-Serienbereifung habe ich gleich beim Händler gelassen und stattdessen Ganzjahresreifen Pirelli Scorpion STR 215/60 R17 aufziehen lassen, das Vorgängermodell (Pirelli Scorpion ST) bin ich vorher jahrelang auf meinem Land Rover Freelander gefahren und war damit sehr zufrieden.
Mein Compass wird zu 95 Prozent Strasse gefahren und zu 5 Prozent Feldweg, denn wie schon erwähnt wohne ich in einer abgelegenen alten Mühle, noch dazu im Hochwassergebiet, also ein- bis zweimal im Jahr muss er für mehrere Tage stellenweise etwa 30 cm tief durchs Wasser.
Gekauft habe ich ihn am 8. Dezember 2007 direkt aus dem Showroom, wo er zwischen einem Chrysler PT Cruiser und einem Jeep Grand Cherokee auf mich gewartet hat.
Von Aussen:
Die Form spricht für sich und über Geschmack soll man nicht streiten. Ich finde ihn einfach klasse. Die Verarbeitung, soweit ich es als Laie beurteilen kann, ist sehr gut. Das Spaltmass ist ringsum einheitlich, alle Kanten sitzen sauber auf Stoss. Die Türen schliessen alle leichtgängig, lediglich die Heckklappe ist nicht optimal eingestellt und braucht zuweilen etwas mehr Schwung zum Schliessen. Das muss ich demnächst noch nachstellen lassen.
Der Blick unter die Haube offenbart eine ebenso gute Verarbeitung. Ein befreundeter Automechaniker hat mal reingeschaut und war sehr zufrieden mit dem, was er sah. Besonders wartungsfreundlich, meinte er, und durchaus hochwassertauglich. Alle wasserempfindlichen Teile seien durchweg hoch verbaut, lediglich für die Nebelscheinwerfer bestünde ein Risiko, wenn sie nicht hundertprozentig dicht seien. Bemängelt hat er dann aber doch noch die tiefgezogene Frontschürze, die wohl aller Wahrscheinlichkeit nach im unebenen Gelände (bzw. auf ausgefahrenen Feldwegen) als erstes aufsetzen wird. Muss man halt vorsichtig sein.
Von Innen:
Um ganz ehrlich zu sein, war die Innenausstattung für mich sogar noch mehr kaufentscheidend als die Aussenansicht. Ich weiss nicht, warum so viele Leute das Cockpit als billig bezeichnen, ich finde es in seiner symmetrischen Form mit den grossen glatten Flächen einfach nur klassisch und funktionell. Die zerklüftete Mittelkonsole vermittelt den Eindruck von Grösse und die schlichte eckige Ausführung ohne viel Drumherum will meiner Meinung nach vor allem eins: nicht japanisch aussehen! Alle meine Freunde und Bekannten (Land Rover Freelander, Mitsubishi L200, VW Passat, Chrysler Voyager, BMW 1er, Renault Laguna) halten das Cockpit für gelungen und absolut passend zum Image der Marke Jeep. Auch hier gibt es an der Verarbeitung absolut nichts auszusetzen. Alles ist sehr ordentlich verbaut, Einsätze wie Radio und Lautsprecher sind exakt eingepasst. Nichts knackt oder knarzt, so wie ich es beim Suzuki Grand Vitara entsetzt feststellen musste. Das gilt ebenso für alle Innen-, Tür- und Kofferraumverkleidungen.
Die Sitze sind super bequem. Die Auto Bild Allrad hat bemängelt, dass die Sitzflächen zu kurz sind. Das kann ich nicht bestätigen. Ich bin glatt 1,80 gross und habe selten so gut gesessen. Die Sitzhöhenverstellung hätte für kleinere Leute ruhig noch ein wenig mehr Spiel nach oben haben können, und jemand mit kürzeren Beinen, der den Sitz weiter nach vorn schieben muss als ich könnte eventuell mit seinem rechten Knie ungünstig mit der Mittelkonsole kollidieren. Aber das ist nur eine Vermutung. Der Seitenhalt ist sehr angenehm und nicht zu hart. Als nicht mehr ganz so schlanker Herr fühlt man sich nicht eingezwängt wie in manch einem deutschen Auto. Ein kleines Lob an die Konstrukteure: Mein erstes Auto, in dem Mittelarmlehne und Seitenarmlehne auf der gleichen Höhe sind - geht doch! Konstruktionsbedingt sind Fahrersitz und Beifahrersitz nicht identisch, denn der Beifahrersitz ist bis zur Ebene umklappbar und deshalb mit weniger ausgeprägten Seitenwülsten versehen. Die Rücksitze haben zwar eine deutlich kürzere Sitzfläche, die aber für ein Auto dieser Klasse auch immer noch völlig ausreichend ist. Dafür gibt es echt viel Kniefreiheit für die zweite Reihe. Und obwohl die Rücksitzlehnen auch in jede Richtung beweglich sind, so sitzen sie doch fest und klappern nicht vor sich hin wie im Suzuki Grand Vitara. Die Polster in Stoff Pastel Pebble Beige wirken übrigens auch nicht billig, sondern griffig und strapazierfähig. Außerdem machen sie einen robusteren Eindruck als alles, was ich bisher kennengelernt habe.
Die Rundumsicht, besonders nach hinten, ist gewöhnungsbedürftig. Man sieht nicht wirklich weniger als in meinen beiden Vorgängern, aber es kommt einem so vor wegen der stärker geneigten Heckscheibe. Die Seitenspiegel sind kleiner als ich es gewohnt bin, zeigen aber ein grosses Blickfeld - das heisst Vorsicht, die verkleinern wirklich extrem. Das vermittelt einen falschen Eindruck für die Entfernung.
Bedienung:
Durchweg angenehm. Die Instrumente haben für meinen Geschmack ein Top Design und die Anzeigen sind sowohl am Tag als auch bei Nacht gut ablesbar. Die grüne Instrumentenbeleuchtung ist dezent und passt gut zum Charakter des Autos. Mit Grausen denke ich an die aufdringlich überdimensionierten und selbst am Tage grell weiss und rot beleuchteten Anzeigen des Suzuki Grand Vitara zurück. Alle sonstigen Bedienelemente sind da, wo man sie erwartet, da gibt es nichts zu fummeln. Lediglich die Knöpfe der Klimaanlagenbedienung sind etwas klein geraten. Getestet habe ich sie allerdings nocht nicht - klaro, ist ja Winter draussen. Clever platziert finde ich dagegen die Leuchtweitenregulierung, da ist sie wirklich gut aufgehoben. Bisher musste ich die immer unter oder hinter dem Lenkrad suchen. Der Schalthebel sieht mal echt pfiffig aus, ein echter Hingucker. Der Handbremsgriff dagegen ist sehr dünn und hätte etwas griffiger sein können. Die Ablagemöglichkeiten im Fahrzeug sind zahlreich und gut durchdacht. Gut finde ich auch, dass die Innengriffe zum Türen öffnen so weit vorn angebracht sind. So kommt man viel bequemer ran als wenn sie wie sonst unsinnigerweise irgendwo in der Türmitte sitzen. Radio-Bedienelemente am Lenkrad, wie ich sie in beiden Vorgängern hatte, vermisse ich überhaupt nicht. Die waren sowieso nie da, wo man sie gerade gesucht hat, also habe ich meistens eh die Knöpfe am Radio selbst gedrückt, so wie hier auch. Der Klang ist übrigens super. Zwar sind meine Ansprüche nicht besonders hoch, aber ob Bässe sauber rüberkommen oder nicht kann ich gerade noch beurteilen.
Sonstige Ausstattung, Sicherheit und Airbags? Schön, wenn sie drin sind, ich hoffe trotzdem, ich brauche sie nie.
Fahrverhalten und Handling:
Da muss ich noch mal kurz abschweifen. Der Land Rover Freelander ist ein Kleiner, fährt sich aber wie ein Grosser. Störrische Schaltung, schwerer Gasfuss und ein fast unendlicher Wendekreis geben einem das Gefühl, einen Defender zu fahren. Der Suzuki Grand Vitara dagegen fährt, schaltet und lenkt sich wie ein japanischer Kleinwagen. (Ich weiss, wovon ich rede, meine Frau hat einen Nissan Micra, der fährt sich genauso).
Und nun der Jeep Compass: Ein Gefühl wie Weihnachten. Laufruhe, Geschmeidigkeit, Federungskomfort und Strassenlage wie ein ganz Grosser. Das ist nicht nur mein Eindruck, die Auto Bild Allrad schreibt mit anderen Worten dasselbe. Sanftes waagerechtes Aufschaukeln, wie es sich für längere Federwege gehört. Eine perfekt abgestimmte Lenkung, nicht so direkt, dass leichte Lenkradbewegungen das Fahrzeug in Unruhe bringen, aber auch nicht so weich, dass man unangemessen viel kurbeln muss. Ein sehr angenehmes Fahrgefühl. Die Schaltung hingegen - na ja. Sagen wir mal hakelig. Der Rückwärtsgang klappt nur selten beim ersten Versuch. Ein paar Mal ging es gar nicht, da musste ich erst noch einmal kurz vorwärts anfahren, um anschliessend den Rückwärtsgang reinzukriegen. Also eigentlich genauso wie ich es vom Land Rover Freelander gewohnt bin. Herrlich! Das sind die Momente, wo man sich noch so richtig als Geländewagenfahrer fühlen darf (schmunzel).
Alles andere ist wieder super. Die Kupplung ist angenehm weich und der Motor hängt am Gas, das heisst, er macht gleich, was er soll, und nicht erst irgendwann später mal wie manch anderer. Die Bremsen sind dagegen so hart und direkt, als wollten sie mit dem Vorurteil gegen amerikanische Bremsen ein für alle Mal Schluss machen. Der Wendekreis entspricht dem, was man von einem modernen Auto erwartet und trägt viel zum angenehmen Handling des Autos bei. Der Compass lässt sich gutmütig auch durch enge Kurven zwingen und auch prima einparken.
Vier Wasserdurchfahrten von gut 25 cm Tiefe hat er übrigens schon hinter sich. Die waren aber zu kurz (etwa 15 Meter), um wirklich etwas darüber sagen zu können, wie souverän er im Wasser die Spur hält oder ob er doch nach kurzer Zeit "aufschwimmt". Auf Feldwegen verhält er sich sehr zivilisiert, da waren sowohl Land Rover Freelander als auch Suzuki Grand Vitara entschieden härter. Die Sperre habe ich bisher allerdings noch nicht gebraucht.
Mir ist aufgefallen, dass Kurzstrecken wohl eher nicht sein Ding sind. Beim täglichen Weg zur Arbeit (11 Kilometer) hat der Motor noch nicht seine Betriebstemperatur erreicht. Erst so nach 15 bis 16 Kilometern ist es soweit. Da bleibt auf kurzen Fahrten natürlich auch nicht viel Wärme für die Heizung übrig. Wie gut, dass es keine "richtigen" Winter mehr gibt! In Sachen Fahrtgeräusch gibt es dagegen nichts zu meckern. Er ist auf jeden Fall leiser als meine beiden Vorgänger. Lediglich bei ungünstigem Seitenwind merkt man, dass stellenweise Windgeräusche am Seitenspiegel auftreten.
Über die Dynamik des Antriebs kann man geteilter Meinung sein. Zuerst dachte ich, dass bei meiner Fahrweise wohl die Mehrzahl der 170 PS lediglich als Reserve dienen wird. Inzwischen wundere ich mich aber stellenweise schon, wo sie sind. Das Auto macht zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, als wäre es übermotorisiert. Im Gegenteil, ich glaube fast, es hätten gar nicht weniger sein dürfen. Und wenn ich das schon so empfinde, wird es jemandem mit einem flotteren Fahrstil wohl umso schmerzlicher auffallen. Um es höflich auszudrücken, muss ich den Fahrzeugprospekt zitieren: "harmonische Leistungsentfaltung" nennt man sowas (grins). Um auf Tempo zu kommen, muss er ordentlich Anlauf nehmen. Fakt ist: Ein Sprinter ist er nicht. Eher ein ausdauernder Langstreckenläufer. Ich komme damit gut klar. Jemand anders könnte darin jedoch einen entscheidenden Nachteil sehen.
Zum Verbrauch:
Jetzt in der Einfahrphase, noch dazu im Winter und unter Kurzstreckenbedingungen hat sich der Verbrauch bei 10,9 Litern Super Bleifrei eingepegelt. Das ist natürlich deutlich mehr als der obligatorische Schummel-Liter über der Werksangabe. Ich denke aber, dass sich dieser Wert noch etwas nach unten korrigieren lässt. Und da kommt auch mein einziger echter harter Kritikpunkt am Jeep Compass ins Spiel: Liebe Automobilkonstrukteure bei Jeep! Wer von euch ist auf die bescheuerte Idee gekommen, diesem Auto einen so kleinen Tank zu verpassen? Da kann einen ja wohl berechtigt die Wut packen. Eine Reichweite von nicht mal 450 Kilometern pro Tankfüllung ist echt der blanke Hohn. Aber was soll's, das wusste ich schließlich vorher und habe ihn trotzdem gekauft, und ich bereue es ja auch nicht. Ärgern tut es mich trotzdem ein wenig.
Mit etwas Abstand betrachtet war es sogar gut, dass ich im Sommer den Fehlkauf mit dem Suzuki Grand Vitara gemacht habe. Hätte ich den Wechsel vom Land Rover Freelander direkt auf den Jeep Compass vollzogen, hätte ich vermutlich weiter in dem Glauben gelebt, die Welt sei rund und schön. Aber durch die fünfmonatige schlechte Erfahrung zwischendurch weiss ich, dass es eben auch anders geht und bin um so glücklicher mit meinem Jeep Compass.
So, das waren meine ersten Eindrücke vom Jeep Compass. Ich hoffe, damit auch dem einen oder anderen eine Entscheidungshilfe zu geben, natürlich vorzugsweise für den Compass und nicht dagegen!
Gruss
SirToby