Bergfahrer3039
Member
Threadstarter
- Mitglied seit
- 25.10.2020
- Beiträge
- 179
- Danke
- 1.458
- Standort
- Südbayern
- Fahrzeug
- Jeep Wrangler Unlimited Rubicon
Irgendwann musste es einmal passieren, das war mir klar.
Aber ausgerechnet dort, in 23km Entfernung zur ersten mir bekannten menschlichen Behausung und 26km und 1400 Höhenmeter weg von einer Werkstatt.
Ausgerechnet dann, wenn ich alleine unterwegs bin und neue Strecken und Spielplätze erforschen wollte.
Zum Glück war ich so hoch am Berg, dass ich wieder ein schwaches Mobilfunksignal hatte, in der Bergflanke war nämlich Funkstille.
Dieses Wochenende ist Traumwetter und so startete ich gestern früh, um einige mir noch unbekannte Routen in den Seealpen zu fahren.
Mal sehen, was sich an 2 Tagen so alles Neues entdecken lässt.
Gestern nachmittags um 4 kam ich in Ventimiglia an und startete von Dolceaqua in den südlichen ligurischen Grenzkamm.
Nach gut 10km km traf ich 2 Fußgänger aus Nizza, die ihr Auto (ein SUV) aufgrund des üblen Straßenzustandes unten stehen ließen und lieber wanderten.
Sie freuten sich, jemanden zu begegnen, weil sie schon seit dem Morgen unterwegs waren und noch keinen einzigen Menschen sahen.
Gottverlassene Gegend, dachte ich mir.
Wir unterhielten uns noch, sie waren nachmittags um 5 auf dem Rückweg und ich wollte noch zur Tete d'Alpe hoch und dann beim Rifugio Muratone das Nachtlager aufschlagen.
Der Weg hoch zur Tete d'Alpes (1587m) ist sehr schmal und ausgesetzt, von groben Steinen übersät und ziemlich zugewachsen. Dazu überall rasiermesserscharfe Steine jeder Größenordnung, von 10cm bis zu einem Meter Größe. Manchmal auch im dichtem Gras am Fahrbahnrand versteckt und plötzlich hoppelt es, wo man Gras vermutete.
Die Blick hinüber zum Monta Grai war ein Traum, dahinter der Monte Saccarello, wo die Forumstour endet.
Inzwischen war es schon spät geworden und ich begann den Abstieg und Weiterweg, allerdings nicht wie üblich in einer Gruppe in Trailgeschwindigkeit und Untersetzung, sondern wollte einigermaßen zügig weiter zum Rifuigio Muratone.
Auf 1500m Höhe auf einer Steilabfahrt kurz vor einer Abzweigung dann ein kurzes Rumpeln vom rechten Hinterrad, gefolgt von einem feinem Zischen. Ok, die Luft geht langsam aus (und nicht schnell) und ich konnte die gut 50m Rumpelweg noch runterfahren bis zu einem Abzweig, wo ich versuchte, zum Radwechsel einigermaßen gerade zu stehen. Erstes Glück im Unglück. Als ich ausstieg, konnte ich zusehen, wie die Felge innerhalb der nächsten halben Minute sich auf den Reifen setzte.
Der Blick aufs Handy zeigte mir Einwahlversuche ins Netz und so ging ich ein paar Meter weiter, bis ich Empfang hatte. Zweites Mal Glück. Zur Not könnte ich Hilfe rufen, aber wie sollte die hier hochkommen… mit dem Helikopter ??
Naja, so schlimm war es ja nicht, ist ja nur ein Reifenwechsel, dachte ich mir. Da mein Zeitfenster bis zur Dunkelheit nur 1,5 Stunden waren, musste ich schnell handeln.
Aber wo ist der Wagenheber ? Im Kofferraum gesucht, unter den Sitzen, unter dem Auto überall…fürs Internet reichte der Empfang nicht, hatte nur E.
Bedienungsanleitung rausgekramt, Seite 224, 265ff…da stand alles, wie man ihn ansetzt, was man nicht machen soll und, und, und… Es stand nicht, wo ich ihn finde, dafür findet man viele Bilder, wie man ihn ansetzt.
Also musste mir die Jeep-Hotline (Mobilitätsgarantie) schnell weiterhelfen. Die Dame von der Hotline war leider wenig kooperativ und meinte nur: “woher soll ich das wissen, wo der Wagenheber ist“. Als ich sie darum bat, mich an einen Ihrer Servicepartner zu verbinden, der wisse bestimmt, wo man den Wagenheber findet. Sie könne nur einen Reparatur bzw. Abschlepp-Auftrag annehmen. Thema beendet, niemand (außer im Jeep o.ä) kommt hier hoch.
Dann versuchte ich Marc (Todi) zu erreichen, aber der war grade nicht beim Telefon, dann Julian (Luigi), der mir den entscheidenden Tipp des gestrigen Tages gab: „Kurz vor der Stoßstange ist nochmals so ein kleines Fach….“ Drittes Mal Glück im Unglück.
Die Rettung … endlich. Zufällig hatte ich genügend Holzunterlagen dabei, da die Hubhöhe des Wagenhebers nicht für Höherlegung und große Reifen ausgelegt ist.
Der Rest verlief einigermaßen geordnet, aber ganz alleine kommt man bei solchen Reifenwechseln schon ins Schwitzen. Die 37 Zöller haben ein Gewicht, das man nicht vermuten würde. Erst mal mit dem Multitool die Rückleuchte abklemmen, dann noch die Radsicherungs-Schraube aus dem Handschuhfach finden. Bisher alles gut.
Dann die Radschrauben lösen, die waren derart fest, dass sie weder mit Kraft noch mit Fußtritten zu bewegen waren. Ein massiges Holzteil mit viel Wucht half. Der Schlüssel vom Jeep hält mehr aus als man ihm zutrauen würde und auch der Wagenheber ist funktioniert sehr gut !
Als endlich die Schrauben gelöst waren, wollte ich das Rad abnehmen, aber es wollte sich nicht abnehmen lassen. Selbst massive Fußtritte und dann noch meine massigen Holzteile brachten keine Reaktion. Also schaute ich mich um und fand gleich um die Ecke ein Hinweisschild mit einem schweren 2m hohen Holzpfosten, das an einem Fels lehnte und nicht im Boden verankert war. Das kam ja wie gerufen. Mehrere weit ausgeholte gezielte Stöße Richtung Felgenrand brachten den Erfolg. Rad ist ab !
Erst einmal die Auflageflächen sauber machen, ein Multitool ist eine praktische Sache und dann das Reserverad montieren, was aufgrund des hohen Gewichts von geschätzten 40-50kg der 37-Zöller für einen Ungeübten eine Herausforderung ist, ebenso die Rückmontage des defekten Rades an der Kofferraumklappe.
Aber es verlief alles besser als gedacht und nach ca. 1 Stunde gegen 21:00 konnte ich den Rückweg antreten. Auf die geplante Weiterfahrt verzichtete ich lieber, da ich bei dem dort vorkommenden Gestein kein Risiko eingehen wollte. Beim Runterfahren bin ich direkt über den Bergkamm gefahren und ich durfte tolle Ansichten von „Ventimiglia by night“ erleben.
Um 23:00 war ich wieder auf der Autobahn und heute früh um 7 kam ich nach 780km Fahrt mit zwei kleinen Pausen zuhause an.
Der Wochenend-Trip verlief etwas anders als geplant, aber jetzt weiß ich wenigstens, wo im Jeep der Wagenheber ist. Danke auch an Marc, der meine Nachricht um kurz vor 9 abends erst gesehen hatte und mir per SMS noch eine perfekte Fotodokumentation des Wagenheber-zugangs zukommen ließ (Du solltest Jeep dabei unterstützen, sinnvolle Bedienungsanleitungen zu schreiben). Die Nachricht kam bei mir an, als ich schon auf Ventimiglia runterblickte.
Finde es super, wenn Jeeper zusammenhelfen !
Der Blick von der Tete d'Alpe zum Monte Grai, rechts dahinter der Monte Saccarello (2249m), der höchste Berg der Seealpen und Endpunkt der Forumstour.
Wanderwege und Mountainbike-Routen sind manchmal etwas praktisches
Vor allem, wenn die Pfosten der Beschilderung nur angelehnt sind und man sie kurzfristig zweckentfremden darf.
..alles läuft..
Hinweispfosten wieder auf vorheriger Position
Diesen Weg (an Ecke Haarnadelkurve nach links mit Reversieren) hätte der Abschleppdienst hochfahren müssen
Ventimiglia by night (ganz aus Versehen bin ich zu diesem Blick gekommen)
Aber ausgerechnet dort, in 23km Entfernung zur ersten mir bekannten menschlichen Behausung und 26km und 1400 Höhenmeter weg von einer Werkstatt.
Ausgerechnet dann, wenn ich alleine unterwegs bin und neue Strecken und Spielplätze erforschen wollte.
Zum Glück war ich so hoch am Berg, dass ich wieder ein schwaches Mobilfunksignal hatte, in der Bergflanke war nämlich Funkstille.
Dieses Wochenende ist Traumwetter und so startete ich gestern früh, um einige mir noch unbekannte Routen in den Seealpen zu fahren.
Mal sehen, was sich an 2 Tagen so alles Neues entdecken lässt.
Gestern nachmittags um 4 kam ich in Ventimiglia an und startete von Dolceaqua in den südlichen ligurischen Grenzkamm.
Nach gut 10km km traf ich 2 Fußgänger aus Nizza, die ihr Auto (ein SUV) aufgrund des üblen Straßenzustandes unten stehen ließen und lieber wanderten.
Sie freuten sich, jemanden zu begegnen, weil sie schon seit dem Morgen unterwegs waren und noch keinen einzigen Menschen sahen.
Gottverlassene Gegend, dachte ich mir.
Wir unterhielten uns noch, sie waren nachmittags um 5 auf dem Rückweg und ich wollte noch zur Tete d'Alpe hoch und dann beim Rifugio Muratone das Nachtlager aufschlagen.
Der Weg hoch zur Tete d'Alpes (1587m) ist sehr schmal und ausgesetzt, von groben Steinen übersät und ziemlich zugewachsen. Dazu überall rasiermesserscharfe Steine jeder Größenordnung, von 10cm bis zu einem Meter Größe. Manchmal auch im dichtem Gras am Fahrbahnrand versteckt und plötzlich hoppelt es, wo man Gras vermutete.
Die Blick hinüber zum Monta Grai war ein Traum, dahinter der Monte Saccarello, wo die Forumstour endet.
Inzwischen war es schon spät geworden und ich begann den Abstieg und Weiterweg, allerdings nicht wie üblich in einer Gruppe in Trailgeschwindigkeit und Untersetzung, sondern wollte einigermaßen zügig weiter zum Rifuigio Muratone.
Auf 1500m Höhe auf einer Steilabfahrt kurz vor einer Abzweigung dann ein kurzes Rumpeln vom rechten Hinterrad, gefolgt von einem feinem Zischen. Ok, die Luft geht langsam aus (und nicht schnell) und ich konnte die gut 50m Rumpelweg noch runterfahren bis zu einem Abzweig, wo ich versuchte, zum Radwechsel einigermaßen gerade zu stehen. Erstes Glück im Unglück. Als ich ausstieg, konnte ich zusehen, wie die Felge innerhalb der nächsten halben Minute sich auf den Reifen setzte.
Der Blick aufs Handy zeigte mir Einwahlversuche ins Netz und so ging ich ein paar Meter weiter, bis ich Empfang hatte. Zweites Mal Glück. Zur Not könnte ich Hilfe rufen, aber wie sollte die hier hochkommen… mit dem Helikopter ??
Naja, so schlimm war es ja nicht, ist ja nur ein Reifenwechsel, dachte ich mir. Da mein Zeitfenster bis zur Dunkelheit nur 1,5 Stunden waren, musste ich schnell handeln.
Aber wo ist der Wagenheber ? Im Kofferraum gesucht, unter den Sitzen, unter dem Auto überall…fürs Internet reichte der Empfang nicht, hatte nur E.
Bedienungsanleitung rausgekramt, Seite 224, 265ff…da stand alles, wie man ihn ansetzt, was man nicht machen soll und, und, und… Es stand nicht, wo ich ihn finde, dafür findet man viele Bilder, wie man ihn ansetzt.
Also musste mir die Jeep-Hotline (Mobilitätsgarantie) schnell weiterhelfen. Die Dame von der Hotline war leider wenig kooperativ und meinte nur: “woher soll ich das wissen, wo der Wagenheber ist“. Als ich sie darum bat, mich an einen Ihrer Servicepartner zu verbinden, der wisse bestimmt, wo man den Wagenheber findet. Sie könne nur einen Reparatur bzw. Abschlepp-Auftrag annehmen. Thema beendet, niemand (außer im Jeep o.ä) kommt hier hoch.
Dann versuchte ich Marc (Todi) zu erreichen, aber der war grade nicht beim Telefon, dann Julian (Luigi), der mir den entscheidenden Tipp des gestrigen Tages gab: „Kurz vor der Stoßstange ist nochmals so ein kleines Fach….“ Drittes Mal Glück im Unglück.
Die Rettung … endlich. Zufällig hatte ich genügend Holzunterlagen dabei, da die Hubhöhe des Wagenhebers nicht für Höherlegung und große Reifen ausgelegt ist.
Der Rest verlief einigermaßen geordnet, aber ganz alleine kommt man bei solchen Reifenwechseln schon ins Schwitzen. Die 37 Zöller haben ein Gewicht, das man nicht vermuten würde. Erst mal mit dem Multitool die Rückleuchte abklemmen, dann noch die Radsicherungs-Schraube aus dem Handschuhfach finden. Bisher alles gut.
Dann die Radschrauben lösen, die waren derart fest, dass sie weder mit Kraft noch mit Fußtritten zu bewegen waren. Ein massiges Holzteil mit viel Wucht half. Der Schlüssel vom Jeep hält mehr aus als man ihm zutrauen würde und auch der Wagenheber ist funktioniert sehr gut !
Als endlich die Schrauben gelöst waren, wollte ich das Rad abnehmen, aber es wollte sich nicht abnehmen lassen. Selbst massive Fußtritte und dann noch meine massigen Holzteile brachten keine Reaktion. Also schaute ich mich um und fand gleich um die Ecke ein Hinweisschild mit einem schweren 2m hohen Holzpfosten, das an einem Fels lehnte und nicht im Boden verankert war. Das kam ja wie gerufen. Mehrere weit ausgeholte gezielte Stöße Richtung Felgenrand brachten den Erfolg. Rad ist ab !
Erst einmal die Auflageflächen sauber machen, ein Multitool ist eine praktische Sache und dann das Reserverad montieren, was aufgrund des hohen Gewichts von geschätzten 40-50kg der 37-Zöller für einen Ungeübten eine Herausforderung ist, ebenso die Rückmontage des defekten Rades an der Kofferraumklappe.
Aber es verlief alles besser als gedacht und nach ca. 1 Stunde gegen 21:00 konnte ich den Rückweg antreten. Auf die geplante Weiterfahrt verzichtete ich lieber, da ich bei dem dort vorkommenden Gestein kein Risiko eingehen wollte. Beim Runterfahren bin ich direkt über den Bergkamm gefahren und ich durfte tolle Ansichten von „Ventimiglia by night“ erleben.
Um 23:00 war ich wieder auf der Autobahn und heute früh um 7 kam ich nach 780km Fahrt mit zwei kleinen Pausen zuhause an.
Der Wochenend-Trip verlief etwas anders als geplant, aber jetzt weiß ich wenigstens, wo im Jeep der Wagenheber ist. Danke auch an Marc, der meine Nachricht um kurz vor 9 abends erst gesehen hatte und mir per SMS noch eine perfekte Fotodokumentation des Wagenheber-zugangs zukommen ließ (Du solltest Jeep dabei unterstützen, sinnvolle Bedienungsanleitungen zu schreiben). Die Nachricht kam bei mir an, als ich schon auf Ventimiglia runterblickte.
Finde es super, wenn Jeeper zusammenhelfen !
Der Blick von der Tete d'Alpe zum Monte Grai, rechts dahinter der Monte Saccarello (2249m), der höchste Berg der Seealpen und Endpunkt der Forumstour.
Wanderwege und Mountainbike-Routen sind manchmal etwas praktisches
Vor allem, wenn die Pfosten der Beschilderung nur angelehnt sind und man sie kurzfristig zweckentfremden darf.
..alles läuft..
Hinweispfosten wieder auf vorheriger Position
Diesen Weg (an Ecke Haarnadelkurve nach links mit Reversieren) hätte der Abschleppdienst hochfahren müssen
Ventimiglia by night (ganz aus Versehen bin ich zu diesem Blick gekommen)
Zuletzt bearbeitet: